
AP/MILUKA MARTIN
Science Arena
Die Kunst des politischen Verhandelns
Wer in unseren Tagen Medien konsumiert, wähnt sich von Verhandlern und -innen geradezu umzingelt. Ob um den Weltfrieden gerungen wird, oder um Regierungskoalitionen in kleinen Ländern wie Österreich: Verhandler:in scheint allenthalben ein Hauptberuf geworden zu sein. Dabei gib es offensichtlich effektive und weniger erfolgreiche. Ratgeber sind gefragt, die schlaue Tipps und Tricks verraten.
28. März 2025, 14:11
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Science Arena | 31 03 2025
Zum Beispiel: Wer als Motivator zu oft das Wort „wir“ verwendet, hat schon verloren, meint der Schweizer Kommunikationsexperte Viktor Baumgartner. Napoleon Bonaparte, der „große Korse“, hätte zu seinen Gefolgsleuten niemals „wir“ gesagt, sondern selbst den Ton angegeben, beschreibt der aus Salzburg gebürtige und in Wien lebende Historiker Alexander Peer.
Dementsprechend redete der Feldherr und Kaiser die Massen direkt an. Napoleon war stets per Du mit seinen Soldaten: „Ich will euch in die fruchtbarsten Ebenen der Welt, führen …“ und wurde so trotz seiner Egomanie zum Teamplayer der besonderen Art. Hätte er stattdessen leiernde „Wir wollen …“-Referate gehalten, wäre er in die Schnarch- und Gähn-Falle gegangen, meinen beide Experten.
„Nichts wirkt stärker als ein Mensch, der sein Anliegen zuversichtlich und vertrauensvoll an ein Gremium richtet."
Baumgartner und Peer, der Coach und der Historiker haben in ihrem Buch „Die Kunst des Überzeugens. Zeitlose Rhetorik für persönlichen Gewinn“ eine Reihe von Fallstudien zusammengetragen, die uns an erfolgreichen Strategien in Krieg und Frieden teilhaben lassen.
Dabei sind wir heute davon überzeugt, dass nicht der Krieg, sondern der Dialog der Vater aller Dinge sei. Das sollte wohl der Grundsatz zivilisierter Politik sein - wenn auch gescheiterte Konferenzen in einen Krieg münden können. Daran schließen sich aber meistens wieder: Verhandlungen.
Von Napoleon über Hildegard von Bingen und Jeanne d’Arc bis Luther und Kennedy: Alle bewiesen sie Verhandlungsgeschick für ihre Anliegen. Dass dem mitunter nicht der finale Erfolg beschieden war, sei nicht unerwähnt. Trotzdem erörtern die Autoren Baumgartner und Peer anhand dieser und anderer Beispiele aus der Geschichte, wie die hohe Kunst des politischen Konferierens zu meistern ist.
"Menschen überzeugen, Präsentationsslides informieren."
„Nichts wirkt stärker als ein Mensch, der sein Anliegen zuversichtlich und vertrauensvoll an ein Gremium richtet und somit die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Menschen überzeugen, Präsentationsslides informieren.“ meint Viktor Baumgartner. Und Alexander Peer ergänzt: „Ob es sich um einen Revolutionär, einen Wissenschaftler oder einen Politiker handelt -die Aufgabe beinhaltet immer die Fähigkeit, andere einzubeziehen, Regeln begreifbar zu machen und zugunsten der gemeinsamen Sache individuelle Vorlieben zurückzustellen. Die Kunst des Überzeugens ist im globalen Maßstab auch eine Frage unserer Überlebensfähigkeit.“
Wieviel Selbstdisziplin dazu gehört erweist das Beispiel Mahatma Gandhis. Welche Rolle spielte die Satyagraha-Philosophie in seinem Leben? Vorweg nur so viel: zum gewaltlosen Dienen gehört enormer Mut, und wer es glaubhaft beherrscht, hat die Menschen auf seiner Seite. Ein erfolgreiches Gegenmodell zum Kriegsherrn Napoleon?
Trotzdem wurde der Friedensapostel in Delhi ermordet, während der Kriegsherr auf St. Helena im Bett starb. Aber wer hat je behauptet, dass die Gerechtigkeit siegt? Viktor Baumgartner und Alexander Peer stehen in der Science Arena Rede und Antwort über die Kunst des Überzeugens.