Elisabeth Orth

ORF/JOSEPH SCHIMMER

1936 - 2025

Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth verstorben

Sie war eine der Theatergrößen des 20. Jahrhunderts, nun ist die Burgtheater-Schauspielerin Elisabeth Orth im Alter von 89 Jahren am Samstag in der Früh verstorben. Dies teilte das Wiener Burgtheater in einer Aussendung mit.

Nachruf auf Elisabeth Orth

von Katharina Menhofer

Das Haus trauert um Elisabeth Orth, eine der prägendsten Stimmen unseres Ensembles. Sie war nicht nur eine großartige Künstlerin, sondern auch in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement eine Instanz.

Mit diesen Worten zollte Direktor Stephan Bachmann Orth den höchsten Respekt.

Orth war nicht nur die Doyenne und Ehrenmitglied des Hauses, sondern auch Kammerschauspielerin, deren Lebensweg praktisch vorgezeichnet schien. Schließlich wurde Elisabeth Orth am 8. Februar 1936 als Tochter der beiden Schauspiellegenden Paula Wessely und Attila Hörbiger geboren. Um nicht vom berühmten Namen erdrückt zu werden, nahm die Schwester von Christiane und Maresa Hörbiger mit Orth den Familiennamen ihrer Großmutter an.

Über die Genese ihres Künstlernamens

Auszug aus der Sendung "Menschenbilder" mit Elisabeth Orth

Nach ihrer Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar war sie unter anderem am Ulmer Theater engagiert, später auch an den Bühnen der Stadt Köln und am Bayerischen Staatsschauspiel München (1964-68 und 1971). Seit 1973 war sie dann festes Ensemblemitglied des Burgtheaters.

Über ihre Anfänge am Theater

Auszug aus der Sendung "Menschenbilder", die Ö1 am 18.05.2025 um 14:00 wiederholt.

Nur in einer kurzen Zwischenphase war sie von 1995 bis 1999 an der Berliner Schaubühne engagiert, kehrte dann aber wieder an "ihr" Haus am Ring zurück. An der Burg, wo sie in rund 80 Produktionen zu erleben war, brillierte sie in Inszenierungen von Achim Freyer, George Tabori, Peter Zadek oder Andrea Breth und beeindruckte stets mit ihrer Sprachkunst sowie der großen Wahrhaftigkeit ihrer Rollengestaltungen.

Neben ihrem Bühnenengagement war die Schauspielerin, deren 1969 in der Ehe mit dem Schauspieler Hanns Obonya geborener Sohn Cornelius Obonya ebenfalls erfolgreicher Darsteller wurde, auch immer wieder für Film und Fernsehen tätig: So spielte sie in Michael Hanekes Zweiteiler "Lemminge" (1978) wie 2004 an der Seite von Ruth Drexel in "Die Heilerin". Im Kino war sie unter anderem in Klaus Maria Brandauers "Georg Elser - Einer aus Deutschland" (1989), Stefan Ruzowitzkys preisgekröntem Heimatdrama "Die Siebtelbauern" (1997) und in der Komödie "Über-Ich und Du" (2014) zu sehen.

Zivilgesellschaftliches Engagement

Auch abseits des künstlerischen Scheinwerferlichts erhob Orth, die von 1979 bis 2000 als Kolumnistin für die Wochenzeitung "Die Furche" tätig war, immer wieder ihre Stimme und engagierte sich vor allem gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Nicht zuletzt hierfür erhielt sie 2009 das Bundes-Ehrenzeichen für Toleranz und Menschenrechte. Gemeinsam mit dem Ensemble nahm sie 2022 nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auch an einem Benefizabend im Haus am Ring teil.

Kritische Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte

Anlässlich ihrer Geburt im Jahr 1936 schickte Adolf Hitler ihren Eltern ein Glückwunschtelegramm "zur Geburt des Stammhalters". In ihrem Buch "Märchen ihres Lebens" (1975) arbeitete Orth die NS-Vergangenheit ihrer Eltern auf. Sie selbst hatte sich der Bürde des großen Namens der Schauspielerdynastie Hörbiger entledigt und benutzt den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits.

Über die NS-Vergangenheit ihrer Eltern

Auszug aus der Sendung "Menschenbilder"

Zahlreiche Ehrungen

Zu den weiteren Auszeichnungen der Künstlerin gehören die Kainz-Medaille, der Grillparzer- wie der Liselotte-Schreiner-Ring, die Wiener Ehrenmedaille, das Wiener Goldene Ehrenzeichen und 2015 der Nestroy als beste Schauspielerin. Sieben Jahre später folgte schließlich der Nestroy für das Lebenswerk.

Aber die große Schauspielerin hat nicht nur Preise erhalten, es wurde auch einer nach ihr benannt: 2022 vergab die Gesellschaft der Freunde des Burgtheaters erstmals den Elisabeth-Orth-Preis an Birgit Minichmayr. Seitdem ging die Auszeichnung auch an Michael Maertens sowie ihre Nichte Mavie Hörbiger.

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