
Lucija Novak
Ö1 Talentebörse
Tobias Hoffmann, Saxophon
In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Künstlertalente Österreichs.
18. Juni 2025, 14:58
Geboren: 1988 in Göppingen (Deutschland)
Aktuelles Studium: Masterstudium Jazzkomposition, bei Prof Ed Partyka an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.
Mein größter Erfolg: Sicherlich den ein oder anderen Preis den ich so in der letzten Zeit gewinnen durfte. Aber viel wichtiger ist für mich, immer noch jeden Tag Neues in der Musik entdecken zu dürfen, so viel lernen zu können und offen für Neues zu bleiben.
Tobias Hoffmann ist ein deutscher, mehrfach ausgezeichneter Saxophonist, Komponist und Arrangeur, der derzeit in Graz (Österreich) lebt. Musikjunkie und Big Band-Liebhaber, dessen Herz leidenschaftlich für große Musikformationen schlägt.
Was ist Kunst?
Kunst ist eine Kommunikations- und Ausdrucksform die Menschen bereichern und bewegen kann. Manchmal sogar mehr als sie im Moment meinen oder merken.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen?
Ich bin da ein bisschen „reingestolpert“ bzw. hatte nie einen festen Plan Musiker zu werden. Das kam im Laufe der Zeit und Schritt für Schritt. Als Kind habe ich angefangen Blockflöte zu spielen und bin dann als Jugendlicher zum Saxophon gekommen. Ich erinnere mich, dass mir meine Eltern einmal zu Weihnachten ein Buch über John Coltrane geschenkt haben. Damals wusste ich noch nicht, wie wichtig Coltrane für die Jazzmusik war, aber seine Geschichte hat mir gefallen und mich berührt. Irgendwann habe ich dann eine Aufnahme von ihm gehört, ich weiß nicht mehr, welche es war, aber sie hat mich damals sehr beeindruckt. Ich dachte, wow, das ist Musik die mir gefällt und ich begann mich dafür zu interessieren. Später, während meiner Schulzeit, nahm ich Musik ernster und schloss mich der Big Band des Gymnasiums und der Jazzband der örtlichen Musikschule an. Der Lehrer der Jazzband war ein echter Jazzfan und er hatte eine wirklich tolle Art, seine Schüler zu inspirieren, zu motivieren und ihnen ihre musikalischen Grenzen aufzuzeigen, aber auf eine wirklich positive Art. Die ersten Konzerte mit diesem Ensemble sind mir besonders in Erinnerung geblieben und haben in mir den Wunsch geweckt, diese Leidenschaft weiter zu verfolgen. Es hat aber eine Weile und ein paar Umwege gebraucht, bis ich den bewussten Schritt gegangen bin Musik zu studieren und Musiker zu werden. Ich hatte immer wieder das große Glück, Menschen in meinem Leben zu treffen die mich inspiriert und motiviert haben und so bin ich diesen Weg einfach immer weitergegangen und habe dabei so viel Neues und Spannendes kennen und lieben gelernt was mich bis heute einfach nicht mehr loslässt und fasziniert.
Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?
Die drei genannten Aspekte sind für mich nicht zu trennen und spielen alle gleichzeitig eine Rolle. Sie bedingen sich gegenseitig und beeinflussen einander auf verschiedene Art und Weise. Zudem sind sie unterschiedlich wichtig, je nachdem wo man sich gerade im künstlerischen Schaffensprozess befindet und was der jeweilige Fokus ist.
Wo würden Sie am liebsten auftreten?
Grundsätzlich ist mir der Ort egal. Es gibt so viele coole und inspirierende Locations, die ich gerne mal bespielen würde. Das können Festivals, Konzerthäuser, Jazzclubs und vieles mehr sein. Wenn ich mich aber heute für einen konkreten Ort entscheiden müsste, würde ich meine Musik gerne mal in der Elbphilharmonie in Hamburg (Deutschland) oder der Hollywood Bowl in Los Angeles (USA) zur Aufführung bringen.
Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?
Am liebsten arbeite ich mit Menschen oder Ensembles zusammen, die mich inspirieren und/oder mit denen ich gemeinsam an der Musik wachsen kann. Das können Musiker und Musikerinnen aus unterschiedlichen Genres sein oder auch Künstler und Künstlerinnen aus anderen Bereichen der Kreativen Schaffenswelt. Wenn ich aber konkret werden müsste: Ich würde sehr gerne mal mit dem Radiosinfonieorchester Wien zusammenarbeiten und Musik für diesen herausragenden Klangkörper schreiben.
Wie viel Markt verträgt die Kunst?
Ich glaube für jede Kunst gibt es einen Markt, eine Nische und ein Publikum. Wie groß diese sind, hängt sicherlich enorm davon ab was man als Künstler*in tut, wie man seine eigene Kunst definiert und was man bereit zu tun ist oder auch nicht und natürlich auch welche Kompromisse man bereit ist einzugehen. Man darf allerdings nicht den Fehler machen und Markt mit finanzieller Absicherung oder Einkommen gleichsetzen. Das sind im Zweifelsfall sehr unterschiedliche Dinge und können oftmals sehr konträr sein.
Und wie viel Kunst verträgt der Markt?
Auch hier glaube ich, dass es enorm davon abhängt in welchem Markt ich mich bewege und wer mein Publikum ist. Ich glaube aber, dass „der Markt“ viel mehr Kunst vertragen würde als man oft denkt und landläufig der Meinung ist.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Für eine neue CD-Produktion mit meinem Tobias Hoffmann Jazz Orchestra.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Als hoffentlich erfolgreicher Komponist, Arrangeur und Saxophonist, der an seiner eigenen Musik arbeitet, als auch für und mit anderen Künstler*innen tätig ist.
Haben Sie einen Plan B?
Früher war mein Plan B Musiklehrer am Gymnasium zu werden. Tatsächlich hatte ich das auch angefangen zu studieren und schnell gemerkt, dass mich weder das Studium noch die Berufsaussicht glücklich machen. Dann habe ich intern in der Hochschule zum Saxophonstudium gewechselt. Auf gewisse Art und Weise war Musik mein Plan B. Heute habe ich keinen Plan B mehr. Ich weiß mittlerweile aber auch, dass, sollte ich mal nicht von der Musik leben können, es auch andere Tätigkeiten im Musikumfeld gibt, die ich spannend finde und ich dann versuchen würde zu tun und dort Fuß zu fassen.
Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?
Schwierige Frage, das sollten vielleicht besser andere beantworten (lacht).
Wollen Sie die Welt verändern?
Nein, diesen Anspruch habe ich nicht (mehr). Ich freue mich aber, wenn ich mit meiner Musik Menschen berühre oder sie womöglich zum Nachdenken anrege. Allerdings kann jeder Mensch etwas anderes in (meiner) Musik hören und zu anderen Schlüssen kommen. Das ist vollkommen legitim und normal und ich glaube auf diesen Prozess hat man als Musiker*in oft weniger Einfluss als man gerne hätte.
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