Jana Ehls

Jana Ehls

Ö1 Talentebörse

Jana Ehls, Bildende Kunst

In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Kunst-Talente Österreichs. Jana Ehls studiert Künstlerische Fotografie an der Kunstuniversität Linz.

Junge Künstlerinnen und Künstler im Porträt

Ich beobachte gerne und stelle mir und anderen viele Fragen - manchmal kommen die Fragen aus der Medizin, manchmal aus der Psychologie, Philosophie oder aus dem Alltag und manchmal spiele ich Szenarien durch, die es noch nicht gibt.

Was ist Kunst und was nicht?

Ich glaube, die Frage ist nicht was, sondern wann, wo und für wen. Aber wenn die Frage ist, was für mich - heute, hier - Kunst ist, dann ist es das, was mich überrascht, was mich anzieht oder abstößt, mich stocken und grübeln lässt, das, was ich ein Stück weit verstehe und den Rest hinterfrage. Ich glaube für mich ist Kunst wie ein Kosmos oder ein Strudel, eine Reizüberflutung, bei der mich am meisten das stoppen lässt, worin ich mich wiederfinde.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Die Kunst war eigentlich immer da: Schon als Kind habe ich es geliebt Objekte (nach-)zubauen und viel Zeit in den Werkstätten meines Vaters und Großvaters verbracht. Meine Neugier und mein Interesse an Raum, Bild, Sprache und Ästhetik wurden schon früh durch meine Mutter und später durch die Schule gefördert. Während des Zahnmedizinstudiums lag der Fokus dann auf dem Handwerk und ich habe zunächst aufgehört, Kunst zu machen. Durch ein Austauschprojekt in Neuseeland habe ich dann zur Kunst zurückgefunden und mich entschieden, mich für ein Kunststudium zu bewerben.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

in bisschen von allem, aber vielleicht ist es zuallererst ein Bedürfnis – ein ‚Brauchen‘, das eine Anziehung – ein ‚Wollen‘ oder einen Drang – ein ‚Müssen‘ – auslöst und vom ‚Können‘ begleitet wird. Können hat für mich mehrere Formen: Können als die Fähigkeit Ideen zu realisieren und Können als die Freiheit, sich dem Müssen zu widersetzen. Können als ‚dürfen‘ und Können als ‚lernen‘ – für mich ist Kunst ein Raum, der mir ermöglicht dazuzulernen, der nicht voraussetzt, dass ich schon alles beherrsche, sondern mich anstößt mich handwerklich, gedanklich und menschlich zu entwickeln.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen/auftreten/inszenieren?

In einem stillgelegten Schwimmbad im leeren Becken oder in der Wüste.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Alicja Kwade, Sophie Thun, Marta Dyachenko, Park McArthur, mit einem/r Glasbläser/in.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Ich bin noch zu wenig in den Kunstmarkt involviert, als dass ich das beurteilen kann.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Siehe oben.

Was ist etwas völlig Unvernünftiges, das Sie trotzdem sofort tun würden, wenn Geld keine Rolle spielt?

Da wäre zunächst einmal die Frage, was denn völlige Unvernunft ist – da muss ich noch drüber nachdenken, aber grundsätzlich würde ich – wenn Geld keine Rolle spielt – absurd riesige Installationen bauen, die jegliche Rahmen sprengen, vielleicht sogar vom Weltall aus zu sehen wären.

Welche Vision haben Sie für Ihre Arbeit – oder für sich selbst – in zehn Jahren, die Sie (noch) niemandem erzählt haben?

Da sind keine, die unerzählt sind, aber ich würde mir wünschen, weitere Wege zu finden, Hilfsprojekte, Zahnmedizin und Kunst zu verknüpfen und mehr Menschen zu zeigen, dass ein Berufswechsel manchmal genau das Richtige ist, man mutig sein darf und manchmal Unvernunft und Glück wirklich nah beieinander liegen.

Glauben Sie, dass Ihre Arbeit in Zukunft von künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte – und warum (nicht)?

Ich glaube nicht. Kunst hat auch immer viel mit Gefühl und Gespür zu tun, mit Sinnen und Sinneswahrnehmung, dem Unerwarteten und Unwahrscheinlichen. Da KI oder eher mustererkennende Systeme meiner Meinung nach beides nicht besitzen und sich zudem auf Wahrscheinlichkeiten stützen, mache ich mir da weniger Sorgen. Ich nutze KI selbst immer mehr und glaube es ist wichtig, verantwortungsvoll und bewusst damit umzugehen, sich nicht davor zu verschließen. Ich betrachte es eher als ein Tool oder eine kollektive Masse an Durchschnitten und Wahrscheinlichkeiten, auf die ich auch künstlerisch zurückgreifen kann.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal (unangenehm) aufgefallen?

Als ich vorgestern in einem cityflitzer 5 Bordsteine transportieren wollte.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Kunst bei anderen auslöst?

Ich wünsche mir, dass sich Menschen in meinen Arbeiten wiederfinden, sie Fragen aufwerfen und den Blick auf das Subtile, Alltägliche und Beiläufige lenken. Ich wünsche mir, dass meine Arbeiten andere ein wenig von dem sehen lassen, was ich sehe und sie die Gedanken weiterdenken lässt, die ich begonnen habe. Am schönsten ist es für mich, wenn diese Gedanken noch nach der Ausstellung begleiten und man von Zeit zu Zeit Momente erlebt, die sie wiederaufkommen lassen.

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