Jana Ehls

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Ö1 Talentebörse

Jana Ehls, künstlerische Fotografie & Bildhauerei

Jana Ehls, geboren 1996 in Hagen, promovierte zunächst in Zahnmedizin in Leipzig. Seit 2021 studiert Ehls Bildhauerei und seit 2023 künstlerische Fotografie in Linz. Sie engagierte sich bereits früh für Gleichberechtigung und Bildung, behandelte Kinder in Kenia und unterstützte ein Projekt im Nahen Osten. Von 2023 bis 2024 war sie Mitglied des Kollektivs QujochÖ in Linz. Ihre Arbeiten wurden ausgestellt, etwa im Lentos Museum und der Fotogalerie Wien, und sie erhielt mehrere Stipendien.

Arbeitsvorhaben

Alignment, Separation und Kohäsion als zentrale Begriffe von Schwarmverhalten bilden die Grundlage meiner Diplomarbeit. Diese Konzepte verknüpfen Gesellschaftskritik mit Techniken aus der Zahnmedizin, die in großformatige Skulpturen überführt werden sollen. Durch das Stipendium wäre es mir möglich die Materialkosten (u.a. für Marmor, Stahl, Wachs, Glas, Komposit) zu decken, um diese Arbeiten umzusetzen und die begleitende Publikation in größerer Auflage zu veröffentlichen.

Kommentar der Künstlerin

In meiner künstlerischen Arbeit bewege ich mich zwischen Fotografie und Skulptur. Charakteristisch sind hierbei minimalistische Installationen im Innen- und Außenraum, die architektonische und soziale Zustände hinterfragen. Ausgehend von Alltagsbeobachtungen, gefundenen Objekten und Archiven entwickele ich konzeptuelle, recherchebasierte Arbeiten, die sich in Formsprache, Technik und Konzeption aus Philosophie und Zahnmedizin bedienen.

Ausstellungsansicht

a habit a day (214), 2025 580 cm x 150 cm, Laminierfolien, Kaugummi, Stahlleiste
Ausstellungsansichten C21 Atelierhaus Wien

Die großflächige Installation a habit a day (214) setzt sich mit Gewohnheit, Wiederholung und Kauvorgängen auseinander. Hierbei konserviert jede einzelne der über 100 Laminierfolien die an entsprechendem Tag gekauten Kaugummis. Zusammen bilden sie eine kalendarische Fläche, die täglich ergänzt wird. Die Installation wird von einer Handynotiz begleitet, die den Prozess des Kauens reflektiert. Auf diese Weise bewegt sich die fortlaufende Arbeit zwischen Jana Ehls‘ Vergangenheit als Zahnärztin und einer psychologischen Analyse alltäglicher Verhaltensmuster. Die Arbeit wurde erstmals während einer Residency an der Bauhaus Universität Weimar als Teil der Ausstellung opening the archive - hidden narratives gezeigt und in Kooperation mit dem Parallel Skulpturenpark in Gmunden, im Splace in Linz und im C-21 Atelierhaus in Wien ausgestellt.

MARTIN BILINOVAC

I never touched a pigeon, 2023 Videoprojektion, mixed media auf Aluminiumblech, ca. 200 x 500 cm
‚Capturing the Un-scene‘, Internationale Sommer Akademie, Salzburg
‚Propeller IV‘, Fotogalerie Wien, 2025

I never touched a pigeon ist eine multimediale Arbeit, die sich mit Abwesenheit und blinden Flecken in der erweiterten Fotografie beschäftigt. Der Titel ‚I never touched a pigeon‘ bezieht sich auf Johan van der Keukens Film ‚blind kind‘ (1964) und resultiert aus der Erkenntnis, dass sehende Menschen blind sind die Welt ausschließlich auf taktile Weise wahrzunehmen. Ein blindes Kind lernt eine Taube als solche zu benennen, indem es das Tier berührt, ein sehendes Kind durch deren Anblick. In Anerkennung dieser Wissensdiskrepanz beginnt Jana Ehls, die Grenzen der Wahrnehmung und die Möglichkeit, das Sehen neu zu erlernen, zu erforschen. Die projizierten Videos beziehen sich auf diesen Prozess: Durch das Heran-Zoomen wird die Sicht eingeschränkt, die Bewegung des Objekts schnell und unvorhersehbar. Die Projektion wird von zwei Leitern eingerahmt. Die Leitern enden blind, sie sind Zeugnisse fehlender Funktionalität und verkörpern die (Un-)überbrückbarkeit von Reiz und Wahrnehmung.

PRIVAT

Arbeit von Jana Ehls

Epiphragma (0-1-1), 2024 200 cm x 85 cm, 7 cm x 2,5 cm x 4
Spiegelfolie, Pigmentdrucke, Objektträger
Gruppenausstellung Kammerspiel, Heit, Berlin

Epiphragma (0-1-1) setzt sich mit definierten Lebensräumen, deren Abgrenzungs-, Schutz- und Erweiterungsstrategien auseinander und nimmt Bezug auf die von Schnecken gebildeten Kalksepten (Epiphragmen), die das Gehäuse während der Überwinterung temporär verschließen. Die hinter Objektträgern fixierten Fotografien reflektieren hierbei die potenziell verschliessbaren Durchgänge des Ausstellungsraumes. Die direkte Gegenüberstellung wird durch die Spiegelfolie unterbrochen: Sie beschreibt das gegenläufige Konzept der Raumöffnung und -erweiterung. Im stetigen Dialog doubliert und imitiert sie die äußere Umgebung und erzeugt zugleich einen additiven, nach innen gerichteten, halbdurchlässigen Raum.

Maximilian Koppernock

Ausbildung

  • 2024 - 2025 Fotografie (Heidi Specker), HGB, Leipzig (DE) - Erasmus
  • 2023 - 2025 künstlerische Fotografie (Lucie Stahl), Kunstuniversität, Linz (AT)
  • 2022 - 2023 fine arts, Bezalel Academy of Arts and Design, Jerusalem (ISR)
  • 2021 - 2023 Bildhauerei – transmedialer Raum (Gelitin), Kunstuniversität, Linz
  • 2019 - 2022 Doktorandin, Institut für Anatomie, Universität Leipzig
  • 2016 – 2017 Tutorin in Histologie und Anatomie, Universität Leipzig
  • 2015 - 2020 Zahnmedizin, Universität Leipzig
  • 2012 – 2014 Assistenz im Architekturbüro, Hagen
  • 2002 - 2014 Schulausbildung in Hagen (DE)

Projekte und Ausstellungen (Auswahl)

  • 2025 this, whatever this is, WHA-Galerie, Linz (AT)
  • 2025 Propeller IV, Fotogalerie Wien (AT)
  • 2025 Ok, aber was will der Apparat? HGB Leipzig (DE)
  • 2025 C-21 Atelierhaus, Wien (AT)
  • 2024 Kammerspiel, Heit, Berlin (DE)
  • 2024 A letter from a friend, Bacio Kollektiv, Bern (CH)
  • 2024 film screening, Circolino malpensata, Bergamo (I)
  • 2024 faire de la perruque, underpass, Linz (AT)
  • 2024 A display, HGB, Leipzig (DE)
  • 2024 BestOff, Splace, Linz (AT)
  • 2024 BestOff Parallel, Kirchengasse, Gmunden (AT)
  • 2024 hidden narratives - opening the archive, Bauhaus Universität,
  • 2024 Weimar (DE)
  • 2023 Radical Collective, Lentos Kunstmuseum, Linz (AT)
  • 2023 Capturing the Unsceen, Festung Hohensalzburg
  • 2023 residency, International Summer Academy, Salzburg (AT)
  • 2023 Best Off Sommerfrische, Gmunden (AT)
  • 2023 Unortiges Kino, Linz (AT)
  • 2023 Concrete paradise, Vinschgau Venosta, Südtirol (I)
  • 2023 Collections of, Jerusalem, Israel
  • 2023 Tape, Jerusalem, Israel
  • 2022 BestOFF 2022, Splace, Linz
  • 2022 Globalisierung – Deglobalisierung, Bad Schwanberg (AT)
  • 2022 BestOFF Sommerfrische, Die Galerie, Gmunden (AT)
  • 2022 en passant, Galerie im Arkadengang, Linz (AT)
  • 2022 fake truths, Postkeller, Linz (AT)
  • 2022 Rundgang, Kunstuniversität Linz (AT)
  • 2022 We have a SITuation here – art in public (inter-)space, STWST, Linz (AT)