Naomi Shintani Deibel

MIA DEIBEL

Ö1 Talentebörse

Naomi Shintani Deibel, Malerin

Naomi Shintani Deibel, geboren 1994 in Karlsruhe, erforscht in ihrer künstlerischen Arbeit die Grenzen der Malerei. Ihr Studium an der Universität für Angewandte Kunst Wien und ihre Erfahrungen in Tokio und Salzburg prägen ihre interdisziplinäre Praxis. Deibel kombiniert Malerei mit Performance, Sound und Text, um neue Erzählformen zu schaffen. Sie schätzt kollaborative Prozesse und träumt von einer Ausstellung im ehemaligen Haus ihrer Großmutter in Japan. Ihre Arbeiten streben danach, Betrachter zu involvieren und durch kreative Integration verschiedener Medien neue Ausdrucksformen zu eröffnen.

Arbeitsvorhaben

Für mein Diplom plane ich eine großformatige Installation mit Malereien, Stahl und hölzernen Pferdefüßen. Diese Arbeit ist zeitintensiv und mit hohen Materialkosten verbunden.
Das Ö1-Stipendium würde mir ermöglichen, mich dieser interdisziplinären Arbeit zeitlich intensiv zu widmen und sie kollaborativ durch Sound und Texte zu aktivieren. Zudem wäre es eine große Chance, im Künstlerhaus auszustellen, mit dem Raum zu arbeiten und mit anderen Künstler:innen in Austausch zu treten.

Kommentar der Künstlerin

Ausgehend von einem feministischen Malereidiskurs hinterfrage ich zunehmend die Grenzen des Mediums und suche nach Wegen, diese zu erweitern. Dabei spielen kollaborative Prozesse und das „Aktivieren“ der Malerei durch Performance, Sound und Text eine zentrale Rolle. Das Prinzip des Layerings bildet die Grundlage meines multidimensionalen Ansatzes, in dem Bild, Sprache, Klang und Bewegung miteinander verwoben werden, um neue Möglichkeiten des Erzählens, Erinnerns und Vernetzens zu eröffnen.

PerformerInnen vor einem Gemälde

Talking Stage, 2025 Painting for the performance Ò w U m
Oil and acrylic on canvas and steal
160 x 220 cm
with Lennart Sailer and Yoh Morishita
at Arka Arka, Vienna

Wir tauchten in einen Raum hinter der verschlossenen Tür ein, um dem starren, behavioristischen Blick zu entkommen. Wir erweichten, multiplizierten, veränderten unsere Proportionen und verwandelten unsere Körper und Klänge in Monster. Eine Eskalation, die nie zur Ruhe kommt.
Ausgangspunkt der Performance Ò w U m (lat. für Eizelle) war die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Cuteness und deren Wirkung innerhalb patriarchaler Strukturen. In Kollaboration mit dem Soundkünstler Lennart Sailer und der Tänzerin Yoh Morishita entstand eine performative Installation. Die hängende Leinwand (Talking Stage) wurde zum Bühnenbild und durch Text, Sound und Bewegung aktiviert. Die Malerei erhielt durch meine Liveperformance eine Stimme.

Talking Stage Trailer Vimeo Link

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Two bodies, one with the head of the horse and the other with the head of a girl, 2023 Ironprint on canvas, music boxes,
sound, manequin, shirt, hair and rubber
Size variable

Das Pferd ist ein wiederkehrendes Motiv in meiner Arbeit. Für mich steht es sinnbildlich für Themen wie Kontrolle, Disziplin und Domestizierung – Metaphern, die ich im Kontext patriarchaler Strukturen untersuche und beobachte. Für die Installation entstand ein Text, der als Collage aus Recherchen zur japanischen Folklorefigur Oshirasama, poetischen Fragmenten und persönlichen Reflexionen aufgebaut ist. Dabei spielt auch mein persönlicher Bezug zu Japan und meiner dort lebenden Familie eine zentrale Rolle. Der Text wird von einer KI vorgelesen – mit der synthetischen Stimme von Gwyneth Paltrow –, die aus einem Lautsprecher im Hals einer Schaufensterpuppe ertönt. Aus in die Leinwände im Hintergrund eingebetteten Lautsprechern ist das Geräusch eines Pferdes zu hören – ein eigens für diese Arbeit aufgenommenes Field Recording. Der von der Puppe gesprochene Text ist im

Two bodies, one with the head of the horse and the other with the head of a girl Vimeo Link

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Soundbags, 2023 5 soundbags were created,
with recordings of the city Salzburg, which can be worn on the body
size variable

Soundbags war eine Installation aus verschiedenen Textilarbeiten, in denen jeweils eine Bluetooth-Musikbox eingebaut war, die denselben Klang abspielte. Der Klang ähnelte einem lauten Summen. Während der Eröffnung trugen sechs Performer und Performerinnen die Taschen und bewegten sich durch den Ausstellungsraum. Dabei schien der summende und vibrierende Klang mit dem Körperteil zu verschmelzen, an dem die Tasche getragen wurde. Die Besucher und Besucherinnen waren zunächst irritiert, da die Performance nicht sofort sichtbar war und das Summen plötzlich in den Raum drang. Am Ende konnten auch die Besucher:in die Taschen tragen und als „laufende Musikboxen“ agieren.

Soundbags Vimeo Link

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Ausbildung

  • seit 2021 Universität für Angewandte Kunst Wien, Studium der Malerei (Henning Bohl)
  • 2023 Joshibi University of Art and Design Tokio, Japan (Auslandssemester)
  • 2023 Sommerakademie Salzburg, bei KAYA (Kerstin Brätsch & Debo Eilers)
  • 2018–2021 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig,Studium der Freien Kunst (Frances Scholz)
  • 2014–2018 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Bachelor of Arts in Japanologie und Soziologie

Projekte und Ausstellungen (Auswahl)

  • 2025 Ò w U m, ArkaArka, Wien, AT
  • 2024 Snails, AVA, Tokio, JP
  • 2024 Whispers of the Kawaii Witches, Same Gallery, Tokio, JP
  • 2023 It´s going to be a bumpy ride, Kunstverein Zink, Wien, AT
  • 2022 „In my mind, I see all of my passionate memories in bright, burning Red“ Performance mit Marcia Schmidt und Lucia Schwemer: im Rahmen der Veröffentlichung des Magazins Jenny, Celeste, Wien, AT
  • 2022 Zentrale @ Bar Gottesauer Eck, Karlsruhe, DE
  • 2022 Apartment named Desire, Flip Project, Neapel, IT
  • 2022 Days of Unearthing, Tschechisches Zentrum, Wien, AT
  • 2022 Die Gute Küche, HOBO worldwide, Wien, AT
  • 2021 89. Herbstausstellung, Kunstverein Hannover, Hannover, DE
  • 2021 Open Skies, H_lle, Braunschweig, DE
  • 2021 Out of Shape, Laube, Karlsruhe, DE
  • 2021 Tangente, Sittart Room, Düsseldorf, DE