Polymetallische Knollen, Manganknollen aus Tiefseegebieten

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Dimensionen

Metalle vom Meeresgrund

Nickel, Kobalt, Kupfer: Die Metalle der Zukunft liegen zu Abermilliarden Tonnen in der Tiefsee. Das Regelwerk ist noch nicht beschlossen, und doch drängen Unternehmen, Strategen und Staaten auf den Abbau. Fakten schaffen könnten jetzt die USA. Meeresforscherinnen und Umweltschützer wollen kein übereilt beschlossenes Regelwerk, denn über dieses Ökosystem ist noch viel zu wenig bekannt.

Die Stimmung an Bord der Hidden Gem ist gespannt. Auf den Monitoren im Kontrollraum für den ferngesteuerten Roboter erscheinen Live-Bilder aus 4.000 Metern Tiefe. Da fängt die Kamera ein, worauf alle warten: Polymetallische Knollen - kartoffelgroße Gebilde, die Nickel, Kobalt, Kupfer, Mangan und einiges mehr enthalten. Allesamt Schlüsselrohstoffe für Batterien, Windräder und Computerchips.

Die „Hidden Gem“ ist ein für den Tiefseebergbau umgebautes Bohrschiff der kanadischen Firma The Metals Company. Die machte im Frühjahr Schlagzeilen: Kurz nachdem US-Präsident Donald Trump ein Dekret zur Förderung des Tiefseebergbaus in internationalen Gewässern unterzeichnet hatte, stellte ihr CEO Gerard Barron einen Antrag in den USA: „Wir brauchen Sicherheit für unsere milliardenschweren Investitionen.“

Verhandlungen für Regelwerk für internationale Meeresböden

Die Vorkommen, auf die das Unternehmen zielt, liegen in der Clarion-Clipperton-Zone, einem entlegenen Gebiet zwischen Mexiko und Hawaii. Der Meeresboden in internationalen Gewässern gilt als gemeinsames Erbe der Menschheit - kein Land kann ihn für sich beanspruchen. Seit 30 Jahren verwaltet ihn die Internationale Meeresbodenbehörde ISA mit Sitz in Kingston, Jamaica: Sie soll Regeln festlegen, sicherstellen, dass Entwicklungsländer profitieren und Genehmigungen erteilen. Doch die Verhandlungen über das Regelwerk kommen seit Jahren nicht voran. Bislang würden eigentlich nur die teilweise diametralen Positionen der einzelnen Delegationen vermerkt, beschreibt Carsten Rühlemann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Ohnehin erkennen die USA die Behörde nicht an.

Absaugen des Meeresbodens

Technologisch hat sich der Tiefseebergbau seit den ersten Testläufen in den 1970er Jahren weiterentwickelt. Die meisten Kollektoren ähneln Industriestaubsaugern, die die polymetallischen Knollen vom Meeresboden aufsammeln und über kilometerlange Rohre nach oben transportieren. Moderne Geräte hinterlassen keine tiefen Furchen mehr im Meeresboden, und die Sedimentfahne, die beim Abbau entsteht, setzt sich größtenteils rasch in der Nähe des Abbaugebiets ab. Doch die Lebensgemeinschaften auf und um die Manganknollen herum kehren nicht zurück. Schließlich brauchen die Jahrmillionen, um zu wachsen.

Noch viele Fragen offen

Aus ökologischer Sicht ist der Tiefseebergbau umstritten: Man weiß viel zu wenig über das System. Zwar mögen KI-gesteuerte Sammelroboter, die einzelne Knollen aufsammeln und die „bewohnten“ liegenlassen, durchaus schonender mit dem Lebensraum umgehen. Doch das Gerät, das die Firma Impossibe Metals entwickelt, ist weder in der Tiefsee getestet worden, noch sind seine Umweltfolgen in der Gänze absehbar. Deshalb fordern Forscher wie der Geochemiker Matthias Haeckel vom Kieler Geomar ein Moratorium: „Wir brauchen Zeit, um die Fragen, die wir für vernünftige Regularien beantworten müssten, zu erforschen.“

Doch der Druck auf die ISA wächst. Vor allem, weil der Tiefseebergbau nicht in internationalen Gewässern starten muss. Die weltweit größten und besten Vorkommen liegen in exklusiven Wirtschaftszonen - etwa bei den Cook-Inseln. Und die haben inzwischen Kooperationen mit China und den USA geschlossen - für die Exploration und Entwicklung des Tiefseebergbaus.

Gestaltung: Dagmar Röhrlich