
FRANKFURTER BUCHMESSE/MARC JACQUEMIN
15. bis 19. Oktober 2025
Frankfurter Buchmesse im Zeichen der Philippinen
Mehr als 1.000 Autorinnen und Autoren, Ausstellende aus 92 Ländern und Fachpublikum aus 140 Ländern werden zur Frankfurter Buchmesse erwartet. Die weltgrößte Bücherschau beginnt am Mittwoch für das Fachpublikum und öffnet am Freitag für die Allgemeinheit. Nach Italien im Vorjahr sind 2025 die Philippinen zu Gast in Frankfurt. 60 neue Bücher erscheinen aus diesem Anlass erstmals auf Deutsch.
14. Oktober 2025, 10:20
Die Frankfurter Buchmesse hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Zwar schlägt ihr Herz noch immer im Agentenzentrum, wo unter Ausschluss der Öffentlichkeit Rechte für Stoffe gehandelt werden. Darüber hinaus werden auch die benachbarten Branchen auf der Buchmesse immer wichtiger, etwa die Schnittstelle zur Spieleindustrie mit großem Lizenzpotenzial. Und da wird dieses Jahr sehr viel passieren, freut sich Messechef Jürgen Boos, im Games Business Center kämen Verlagsleute, Spieleverlage, Entwickler und Storytellerinnen zusammen, sagte er bei der Programmpräsentation am Montag.
Beitrag aus dem Kulturjournal | 14 05 2025
Buchmesse im Wandel
Die Messe hat aber auch das lesebegeisterte Publikum mehr und mehr im Blick. In den Frankfurter Messehallen werden die unterschiedlichsten Facetten des Geschichtenerzählens zelebriert - zwischen TikTok-Stars und Kinderbüchern, Podcastbühne, antiquarischen Kostbarkeiten und etwa einer "Silent Disco" für Hörbücher.
Erstmals ist heuer bereits der gesamte Freitag für die Öffentlichkeit zugänglich, der Buchverkauf ist schon ab Tag eins erlaubt und die Festhalle wird zum „Meet the Author“-Areal: Auf 5.600 Quadratmetern signieren 84 Autorinnen und Autoren 91 Stunden lang Bücher oder lassen sich mit den Fans fotografieren.
Besonders umworben werden in Frankfurt junge Menschen. Für das Kids Festival wird im Innenhof des Messegeländes der "Spacebuzz One" aufgebaut, mit dem Kinder virtuell ins All fliegen können. Reiseleiter ist der deutsche Astronaut Matthias Maurer.
Beitag aus dem Mittagsjournal | 13 10 2025
Diskussionszentrum Frankfurt Calling
Eine neue Hauptbühne soll unter dem Schlagwort „Frankfurt Calling“ zum politischen und gesellschaftlichen Diskussionszentrum der Messe werden, das die Bedrohung von Meinungsfreiheit sichtbar machen möchte. Messechef Boos erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass weltweit derzeit 375 Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Haft säßen. Von Literatur im Krieg bis zu den Folgen von KI für die Buchbranche wolle Frankfurt Calling schwierigen Themen eine Bühne geben.
Auf dieser "Central Stage" diskutiert zum Beispiel die philippinische Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa mit Ex-Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg über Sicherheitspolitik. Ressa, Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2021, präsentiert auf der Buchmesse ihr neues Buch "How to Stand Up to a Dictator - Der Kampf um unsere Zukunft". Stoltenberg, 2014 bis 2024 NATO-Generalsekretär, ist in Frankfurt ebenfalls mit einem Buch mit dem Titel "Auf meinem Posten" vertreten.
Gastland Philippinen
Der Ehrengast Philippinen bringe eine im wahrsten Sinne „vielstimmige Literatur“ nach Deutschland: Auf den 7.641 Inseln des Archipels werden 134 verschiedene Sprachen gesprochen. 60 neue Bücher erscheinen erstmals auf Deutsch. Die meisten wurden allerdings nicht in den indigenen Sprachen, sondern auf Englisch geschrieben, der zweiten Nationalsprache neben Tagalog/Filipino.

Das Gastland Philippinen bringt zwei landestypische Besonderheiten nach Frankfurt mit: "Fliptop"-Battles sind Wettkämpfe im Sprechgesang; der "Jeepney" ist als Transportmittel beliebt, hat in der Frankfurter Innenstadt aber passend zum Anlass Bücher an Bord.
FRANKFURTER BUCHMESSE/MARC JACQUEMIN
Die Vielfalt der Philippinen spiegelt sich auch in der Literatur wider, die sich lebendig und politisch zeigt. Inhaltlich geht es in vielen der vorgestellten Werke um große Themen um Kolonialismus, Diktatur, um das Leben in der Diaspora oder um die Erfahrungen mit Naturkatastrophen. Themen, die in der Geschichte der Philippinen tief verankert sind.
Für das Ö1 Literaturmagazin "Ex libris" war Holger Heimann in Manila, der philippinischen Hauptstadt, unterwegs und hat dort mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern über ihre Bücher und die Lage auf den Philippinen gesprochen.
Beitrag aus Ex Libris | 12 10 2025
Die Metropolenregion Manila behergt 14 Millionen Menschen, ein Konglomerat von 17 vormals eigenständigen Städten. Kazon City ist eine davon. Hier lebt und arbeitet einer der bekanntesten Schriftsteller der Philippinen, Jose Dalisay. Sein Haus steht auf dem Campus der Staatlichen Universität, wo der 71-jährige noch immer unterrichtet.
In seinem Debütroman "Killing Time In A Warm Place", der im Vorjahr in deutscher Übersetzung (mit unverändertem englischen Titel) erschienen ist, kehrt seine Protagonistin Lieselotte zurück in die Zeit der Marcos-Diktatur. Unter Ferdinand Marcos blühen in den 1960er Jahren Vetternwirtschaft und Korruption. Als Studierende gegen das Regime aufbegehren, verhängt der mächtigste Mann des Landes 1972 das Kriegsrecht und lässt die Aufrührer verfolgen. Es ist killing time. "Das Kriegsrecht war die Hölle für viele von uns", erinnert sich Dalisay, "wir haben versucht zu überleben. Das Regime hat die Opposition im wahrsten Sinne des Wortes beseitigt. Viele Menschen sind gestorben." Dalisay bekennt aber auch, dass viele seiner Mitstreiter sich korrumpieren ließen und Teil des Systems wurden.
Das Marcos-Regime wurde 1986 von einer Revolution vertrieben, die, so Dalisay, weit mehr versprochen hatte, als sie einlösen konnte. Zwar habe sie Redefreiheit gebracht und die Zivilgesellschaft gestärkt, aber die extreme soziale Ungleichheit im Land sei geblieben. Festgefügte Strukturen und machtvolle Traditionen bestünden fort. Nur so sei zu erklären, dass heute der Sohn von Ferdinand Marcos Präsident des Landes sei.
Beitrag aus Ex Libris | 12 10 2025
Das Motto des Ehrengast-Auftritts lautet „Fantasie beseelt die Luft“. Dieses Zitat stammt aus dem philippinischen Nationalepos "Noli me tangere" (Rühre mich nicht an) von José Rizal. Der Schriftsteller war eine Schlüsselfigur der gegen die spanische Besetzung gerichteten philippinischen Unabhängigkeitsbewegung. Sein Roman, der jetzt im Inselverlag auf Deutsch erschienen ist, wurde 1887 veröffentlicht. Es ist ein Widerstandsroman und eines der frühesten literarischen Zeugnisse der Kritik am Kolonialismus. Rizal musste die Veröffentlichung mit dem Leben bezahlen und wurde zum philippinischen Nationalhelden.

HANSER VERLAG
Deutscher Buchpreis an Dorothee Elmiger
Den Auftakt machte am Montag die Verleihung des Deutschen Buchpreises an die Schweizer Autorin Dorothee Elmiger für ihren Roman „Die Holländerinnen“. Elminger lässt darin eine Theatergruppe sich im südamerikanischen Dschungel auf die Spuren zweier holländischer Rucksacktouristinnen begeben, die vor Jahren dort tatsächlich verschwunden sind. Doch das Projekt läuft ziemlich aus dem Ruder: Die Gruppe wird vom Urwald nahezu verschluckt und erzählt sich verstörende Geschichten. Elmigers Stil, so die Jury, sei gleichzeitig distanziert und doch fesselnd und das Buch „ein faszinierender Trip ins Herz der Finsternis“.
Beitrag aus dem Morgenjournal | 14 10 2025
Friedenspreis des deutschen Buchhandels an Karl Schlögel
Traditionell zum Ende der Buchmesse am Sonntag wird in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des deutschen Buchhandels vergeben. Die Auszeichnung geht heuer an den Historiker und Essayisten Karl Schlögel.
Als einer der Ersten habe der Osteuropakenner vor der aggressiven Expansionspolitik Wladimir Putins gewarnt, erklärte die Jury: „Seine Mahnung an uns: Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben.“ Die Laudation auf Schlögel hält die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin und Journalistin Katja Petrowskaja, die 2013 etwa mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden war.
Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert. Sie wird seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben, der Berufsorganisation der Verlage und Buchhandlungen.