Grafik Salzburger Stier

KABARETTFORUM SALZBURGER STIER

Kabarettpreis

„Salzburger Stier“ an Pikart, Wartke und Schönholzer

Was der Oscar für die Filmbranche, die Romy für die Bühne, das ist der Salzburger Stier für das Kabarett. Der wichtigste Kleinkunstpreis des deutschsprachigen Raums geht heuer für Österreich an Sonja Pikart, für Deutschland an Bodo Wartke und für die Schweiz an Markus Schönholzer. Die Preisverleihung, es ist die 45. in der Geschichte der Auszeichnung, geht im Mai des kommenden Jahres in Meran über die Bühne.

Österreichische Stier-Preisträgerin: Sonja Pikart

Die aus Deutschland gebürtige und in Wien lebende Kabarettistin Sonja Pikart ist eine Meisterin der vielen Rollen, wandlungsfähig und lustig. Sich selbst beschreibt sie in einem ihrer Programme als „postmoderne, keltisch-mitteleuropäische, atheistische, progressiv-liberale, Punk Rock, CIS-Frau“.

In jungen Jahren studierte Pikart Humanbiologie in Marburg, 2009 übersiedelte sie nach Wien, um am Konservatorium Schauspiel zu erlernen. Bald stand sie auf kleinen Wiener Bühnen, wie dem WUK oder dem Theater Drachengasse, dann debütierte sie auch im Volkstheater und am Hamburger Schauspielhaus.

Gleichzeitig entdeckte die Wahlwienerin ihre Leidenschaft für das Kabarett und feierte 2015 mit ihrem Debütprogramm „Gluten Abend!“ einen fulminanten Einstieg in die Kleinkunstszene, ausgezeichnet mit dem „Neulingsnagel“ des Theaters am Alsergrund. Vier Jahre später folgt ihr Solo „Metamorphose“, eine Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und den Eigenheiten der Generation Y.

Sonja Pikart vermag es, ihr Publikum mit ihrem geistreichen und fantasievollen Humor mitzureißen. Ihre Stärken liegen in der genauen und feinen Beobachtungsgabe, dem untrüglichen Gespür für die kleinen und großen Absurditäten des Alltags sowie dem präzisen schauspielerischen Können, mit dem sie ihre Geschichten und Pointen auf die Bühne bringt.

Pikart stammt ursprünglich aus Westfalen und ist in dem kleinen Ort Billerbeck nahe Münster aufgewachsen. Groß werden auf dem Land und Dispute mit Ihrer Familie waren Bestandteile ihres dritten Bühnensolos „Ein Spatz, ein Wunsch, ein Volksaufstand“, ein philosophisches Programm zum Thema Freiheit und Pandemie. Ihr viertes und aktuelles Programm „Halb Mensch“ hatte im Januar 2024 Premiere und wurde im selben Jahr mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet. Die Jury feierte die „gewissenhafte sowie schlaue Beobachterin gesellschaftspolitischer Schieflagen und Entwicklungen“.

„Halb Mensch“ ist eine vergnüglich-aberwitzige Sci-Fi-Reise. Das Programm spielt in einer Zukunft, in der künstliche Intelligenzen die Weltherrschaft an sich gerissen haben. Sonja Pikart denkt diese Dystopie satirisch und konsequent zu Ende: Der Mensch ist bloß noch ein fremdbestimmtes Rädchen in einer KI-bestimmten Welt.

Deutscher Stier-Preisträger: Bodo Wartke

Bodo Wartke, Jahrgang 1977, ist Chansonnier, virtuoser Pianist, wandlungsfähiger Schauspieler und charmanter Conferencier. Sein Markenzeichen ist der ungewöhnliche, zugleich hochmusikalische Reim in Verbindung mit eingängiger und ausgefeilter Musik. Und: Sprache ist bei ihm immer auch Musik und seine Musik gibt seiner Sprache wiederum ihre Struktur.

Seine Fertigkeiten nutzt Bodo Wartke für eine breite Vielfalt an Themen - von verspielten Reim-Etüden über komplexe Liebeslieder und absurd-komische Alltagsbeobachtungen bis hin zu politischen, gesellschaftskritischen Chansons. 19-jährig gab Bodo Wartke am 16. November 1996 sein erstes abendfüllendes Konzert und schaut nun auf eine fast 30 Jahre währende Künstlerkarriere zurück.

Im Kosmos eines Bodo Wartke ist alles möglich. Weil er vieles kann und er seiner Fantasie keine Grenzen setzt.

Mit seinen selbst komponierten und getexteten Liedern hat er bereits sieben Klavierkabarettprogramme „in Reimkultur“ als Solist kreiert; hinzu kommen zwei weitere Best-of-Programme mit Orchestern und eines mit seiner Band. Darüber hinaus hat er zwei moderne Neudichtungen antiker Dramen herausgebracht, in denen er selbst als Schauspieler auftritt: König Ödipus und Antigone nach Sophokles.

Seit 2023 beschäftigt sich der Reimkünstler mit Zungenbrechern und hat bereits mehr als 50 in sechs Staffeln auf den Social-Media- und Streaming-Plattformen veröffentlicht. Ende September 2025 ist auch ein Buch mit Zungenbrechergeschichten erschienen. Zudem ist Wartke ein großartiger Radiomacher ist.

Schweizer Stier-Preisträger: Markus Schönholzer

„Meine Mutter findet mich genial!“ - das ist einer der Hits aus Markus Schönholzers aktuellem Programm „Die Schönholzers“. Es geht darin um die bedingungslose Mutterliebe, die dem Vertrauen schenken will, der noch keines hat: dem eigenen Sohn.

1962 im amerikanischen Buffalo geboren, hatte er beim Umzug der Familie in die Schweiz einen Traum im Koffer: Nämlich Basketballer zu werden. Die Mutter sprach dem eher kleinen Markus jahrelang gut zu, es werde schon noch etwas mit der Basketballer-Karriere, denn: „Es fehlt ja nur noch der letzte Meter“.

Wer in einen Theaterabend mit Markus Schönholzer geht, wird lachen und Tränen in den Augen haben - und zwar nicht nur vom Lachen -, wird sich ertappt fühlen und gesehen.

Schönholzers Texte bringen universelle menschliche Erfahrungen auf den Punkt. Seine Lieder sind nicht unbedingt biographisch, aber persönlich. Sie berühren, ohne sentimental zu sein, sie sind klug und voller Blödeleien, sind überspitzt und überdreht und doch so nah dran am Alltag, am Leben.

Schönholzer schreibt Musik nicht nur für seine eigenen Programme wie „Die Schönholzers“ oder „Schönholzer & Schönholzer“, sondern auch für Musicals wie „Die Schweizermacher“, „Coco - das Transgender-Musical“ oder „Gotthelf“, für Kolleginnen und Kollegen wie Charles Lewinsky, Ursus & Nadeschkin, Judith Bach, Anet Corti und viele mehr. Vier seiner Lieder in Schweizer Mundart hat Markus Schönholzer eigens für den Salzburger Stier in hochdeutsche Sprache übersetzt und neu aufgenommen.

Internationale Gemeinschaftsproduktion

Der renommierte Radiopreis für deutschsprachiges Kabarett wird beim großen „Stier“-Event von 22. bis 23. Mai 2026 in Südtirol im Kursaal von Meran überreicht. Gastgeber ist RAI Südtirol gemeinsam mit Meinhard Khuen und dem Kulturverein Kallmünz in Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Radiosendern von ARD, ORF und SRF.

Der „Salzburger Stier“ ist mit jeweils 6000 Euro dotiert und wird seit 1982 jedes Jahr an Kabarettistinnen und Kabarettisten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz verliehen. Er ist nicht nur einer der begehrtesten Kabarettpreise, sondern auch die größte Radiokoproduktion im Bereich Unterhaltung. Nicht weniger als zehn Radiostationen arbeiten für den „Salzburger Stier“ eng zusammen: ORF, SRF, sechs ARD-Sender sowie der Deutschlandfunk und RAI Südtirol.

Im vergangenen Jahr veranstaltete der ORF die Stier-Preisgala in Linz. Ausgezeichnet wurden der Niederrheiner Stand-up Comedian und Kabarettist Till Reiners, die Schweizer Slam-Poetin und Autorin Lisa Chris und für Österreich erhielt der Comedian und Parodist Alex Kristan die begehrte Auszeichnung.

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