Klaus Maria Brandauer

APA/DPA/MARCUS BRANDT

Im Gespräch | 11 02 2010

Klaus Maria Brandauer

"Vielleicht will ich nur zur Courage ermuntern." Michael Kerbler spricht mit Klaus Maria Brandauer, Burgschauspieler

"Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag." Mit diesen Worten beginnt der Theologe Dietrich Bonhoeffer, ein erklärter Gegner des Hitlerregimes, sein letztes Gedicht, das er Stunden vor seiner Hinrichtung im Konzentrationslager Flossenbürg verfasst hat. Für Klaus Maria Brandauer, der vor vielen Jahren für den US-amerikanischen Fernsehsender ABC in einem Film über den evangelischen Pastor mitgewirkt hat, hat Bonhoeffer Vorbildcharakter.

Vorbildcharakter hat für ihn - Brandauer - auch Georg Elser, jener Handwerker, der am 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller ein Bombenattentat auf Adolf Hitler verübt hat. Elser ahnte das Inferno, in das Hitler Deutschland führen würde, will, wie er später sagt, den Krieg durch ein Attentat auf die NS-Führung verhindern. Brandauer hat Georg Elser - in "Einer aus Deutschland" gespielt - und diesen Film auch produziert.

"Kein Denkmal erinnert an ihn", heißt es am Ende des Films. Brandauer hat Elser mit dem Spielfilm eines gesetzt. Der Burgschauspieler brillierte zuletzt in der Rolle des Dorfrichters Adam in Heinrich von Kleists Lustspiel "Der zerbrochene Krug". Das Berliner Ensemble-Theater verzeichnete enormes Publikumsinteresse. Das Diktum, das einst der deutsche Schriftsteller Oliver Hassencamp formulierte, ist offenbar noch immer gültig: "Wer ein Theater füllen will, bedient sich der Dramaturgie. Um es zu leeren, genügt Ideologie."

Was aber kann Theater heute noch bewegen, verändern? Und was kann Theater bewirken, was Film und Fernsehen nicht zu bewirken vermögen? Und umgekehrt. Ist Theater wirklich - wie Bert Brecht meinte - "ein Unternehmen, das Abendunterhaltung verkauft"? Und worin besteht nach Klaus Maria Brandauers Meinung die Faszination des Theaters? Hat Theater "Reflexionshilfe" zu sein? Wenn Klaus Maria Brandauer auf der Bühne des Burgtheaters steht und vom kurzen, heldenhaften Leben des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer erzählt, was will er damit anstoßen? Geht es ihm darum, zu mehr Mut, zu Zivilcourage aufzurufen? Oder will er die Grundsatzfrage stellen: Was ist meine Aufgabe in der Gesellschaft, in der ich lebe - und welchen Anteil nehme ich an der Gemeinschaft?

Michael Kerbler sprach im Rahmen der öffentlichen Ö1 Veranstaltung "Zeitgenossen im Gespräch" mit Klaus Maria Brandauer. Das Gespräch fand am 1. Februar 2010 in der voestalpine Stahlwelt in Linz statt.

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