APA/ROLAND SCHLAGER
Im Gespräch | 25 10 2007
Eric Hobsbawm
"Das 20. Jahrhundert - das Zeitalter der Extreme". Helene Maimann spricht mit Eric Hobsbawm, Historiker
24. Oktober 2025, 14:14
Mehr als 80 Jahre im 20. Jahrhundert gelebt zu haben, sagt er, war eine Lektion in der Endlichkeit von Macht. Und: Er sei alt genug, um tausendjährige Reiche überlebt zu haben. Eric Hobsbawm hat die österreichisch-ungarische Monarchie, das deutsche Kaiserreich, das britische Empire, das Nazireich und schließlich auch das Sowjetreich überlebt.
Als der Kommunismus aus Europa mit der UdSSR verschwand, setzte sich der damals fast Achtzigjährige hin und schrieb sein großes Alterswerk: "Das Zeitalter der Extreme", über das "kurze" 20. Jahrhundert zwischen 1914 und 1991. "Es war ein Jahrhundert der Extreme, in dem die Paradoxe größer waren als je zuvor", sagte Hobsbawm. "Einerseits die größten Leiden, die größten Kriege, die größten Menschenverluste. Andererseits die riesigsten Fortschritte in der Technologie, in der materiellen Wirtschaft, in der Hebung des Lebensniveaus. Und da war auch die ungeheure Beschleunigung in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts." Das Buch wurde ein Bestseller.
Eric John Blair Hobsbawm, im Juni 1917 in Ägypten geboren, in Wien aufgewachsen, Jugend in Berlin, Studium im damals "roten Cambridge", Engländer von Geburt, spricht er nach wie vor das elegante Wienerdeutsch der Zwischenkriegszeit. Hobsbawm hat sich zeitlebens mit dem "Zeitalter der Revolutionen" auseinandergesetzt, mit dem 19. Jahrhundert und seinen epochalen Umwälzungen. Und mit den Widerständigen, den Rebellen, den Unzugehörigen, denen er als lebenslanger Kommunist einige seiner populärsten Bücher gewidmet hat.
Helene Maimann führte in London mit Eric Hobsbawm ein Gespräch über seine Kinderjahre, über Jazz und Rockmusik, über politische Leidenschaften, über die 68er, über Kommunismus und Weltrevolution und das Scheitern daran, und warum wir darauf gefasst sein müssen, dass in den nächsten dreißig Jahren fast unlösbare Probleme auf uns zukommen.
Eric Hobsbawm verstarb am 1. Oktober 2012 in London.
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