Aly Goetz

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Im Gespräch | 21 04 2005

Götz Aly

Michael Kerbler spricht mit dem Historiker Götz Aly

Ein Buch verändert die Sichtweise auf die Bevölkerung im Dritten Reich. Götz Aly, deutscher Historiker des Jahrgangs 1947, legt sein neuestes Werk vor, das schon im Titel und im Untertitel die Richtung seiner These weist. "Hitlers Volksstaat - Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus" nennt Aly sein fast 450 Seiten umfassendes Buch.

Er macht es sich zur Aufgabe, darin die Symbiose zwischen Volksstaat und NS-Verbrechen sichtbar zu machen. Das Regime erkaufte sich seinen innenpolitischen Rückhalt mit einer Mischung aus milder Steuerpolitik, guter Versorgung und punktuellem Terror, so Aly. Voraussetzung dafür war die Ausplünderung Europas, aber nicht nur zum Vorteil des deutschen Kapitals, sondern auch zum Nutzen von Millionen einfacher Deutscher und Österreicher im Dritten Reich. Die NSDAP propagierte eine sozial- und nationalrevolutionäre Utopie des vergangenen Jahrhunderts. Daraus bezog sie zweierlei: ihre Popularität und ihre verbrecherischen Energien. Der Verlag verknappt den Gehalt des Sachbuchs auf einen kurzen und zugleich provokativen Satz: "Wie gut es 'Otto Normalverbraucher' in Nazi-Deutschland hatte."

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