Mirela Jasic
Elke Tschaikner und Christian Scheib
"Und die Welt verschwindet"
Im Gespräch mit dem Ö1 Moderatoren-, Gestalter- und Begleiterduo Elke Tschaikner und Christian Scheib
13. November 2025, 11:57
Habt ihr die Parisreise komplett selbst konzipiert?
CHRISTIAN: Ja, die Grundidee war, alles auszulassen, was man sonst zu besichtigen erwartet - nur Notre-Dame ist dabei, weil jetzt völlig neu -, und dass man fast ausschließlich Gegenden oder Gebäude besucht, die erst um oder nach 1950 entstanden sind.
Für "Le week-end" habt ihr schon einmal Odysseus zum Reiseleiter gemacht, den Meister von List und Tücke. Elke, was ist Christians Superkraft, wenn's ein Problem auf Reisen gibt?
CHRISTIAN: Also, das kann ich selber auch beantworten. (Gelächter) Wenn's irgendwo ein Problem gibt, dann redet der Scheib. Beliebig lang. über beliebige Themen. ELKE: Das hätte ich genauso formuliert.
Und Christian, was ist Elkes?
CHRISTIAN: Der Umgang mit den Leuten, das kannst du perfekt. Du brauchst kein Thema, um mit den Menschen in gutem Kontakt zu sein.
Was verbindet euch und was verbindet ihr mit Paris?
ELKE: Seit wir diese 13-teilige Sendung über Winnaretta Singer gemacht haben, verbinde ich ganz stark diese Frau damit. Das war eine reiche amerikanische Erbin, die 1893 in Paris einen verarmten Adeligen geheiratet hat, einen Salon geführt und mit Auftragswerken die Musik ihrer Zeit quasi ermöglicht hat.
Wie funktioniert ihr als Gestalterduo?
ELKE: Das werden wir oft gefragt. Zuerst einmal überlegen wir das Thema. Das ist eigentlich eine sehr leichte Übung, denn es gibt eine große Sammlung von Themen, die wir noch machen möchten. Dann kommt die Musikauswahl: Was fällt uns dazu ein? Das machen wir immer gemeinsam, weil wir großen, großen Wert darauf legen, nur Aufnahmen zu spielen, die wir beide großartig finden. Wenn wir ein bestimmtes Stück brauchen, dann hören wir in ganz viele Aufnahmen rein, bis wir die eine gefunden haben, wo's bei uns beiden klick macht. Erstaunlicherweise ist das immer bei derselben Aufnahme und sogar fast im selben Moment. Mit diesem Pool von Musikstücken suchen wir dann eine sinnvolle Dramaturgie. Das ergibt die Reihenfolge. Und dann gehen wir meistens getrennte Wege. Dann steht über Stück eins ET und über Stück zwei CS. So teilen wir uns das Moderationsschreiben auf. CHRISTIAN: Und wenn es dann fertig geschrieben ist... ELKE:... dann färben wir die Moderation in Rot und Schwarz. Das Rote les ich, und das Schwarze liest er. CHRISTIAN: Das hat aber nichts damit zu tun, wer was geschrieben hat. ELKE: Genau. Es ist durchaus schon passiert, dass einer einen Fehler macht, und der andere, der das liest, kriegt dann geschimpft. (Gelächter)
Was habt ihr schon für Überraschungen erlebt?
ELKE: Das Publikum ist sehr, sehr aufmerksam. Für Leute, die in Stereo hören, "panoramisiert" unser Tonmeister den Christian immer leicht rechts und mich immer leicht links. Und dann gab's mal eine Sendung, wo es genau umgekehrt war. Und da haben sich tatsächlich Hörer gemeldet und gesagt: "Ihr sitzts verkehrt."
Und was hat euch auf Reisen am meisten beglückt?
ELKE: Musikalische Erlebnisse. CHRISTIAN: Zum Beispiel in Amman: Der Saal hat ausgeschaut wie bei uns in den 1970ern in Volksheimen. Da haben die ganzen alten, legendären Stars gespielt - wie "Buena Vista Social Club" auf Jordanisch. ELKE: Oder bei diesem Straßenmusiker in Neapel... da sind wir eine Stunde gesessen... und die Welt verschwindet...
Interview: Michaela Zehetner
Die Ö1 Begleitung bereichert eine Reise inhaltlich - durch ihre Verbundenheit mit dem Reiseziel oder -thema, durch ihr Fachwissen und ihre Nähe zu Ö1.
