Skyline von Montreal im Schnee

APA/AFP/ANDREJ IVANOV

Diagonal

Stadtporträt Montreal

Mit ihrem einzigartigen Mix aus frankophonem Flair und nordamerikanischer Dynamik ist Montreal die größte Stadt der Provinz Québec und das pulsierende kulturelle Herz Kanadas.

Internationale Künstler:innen und Musiker:innen wie Leonard Cohen, Arcade Fire oder Martha und Rufus Wainwright kommen aus Montreal. Die Musik- und Filmfestivalstadt hat sich auch als hippes Zentrum der Gaming-Industrie und als führend im Bereich der Rocket Science in Kanada etabliert.

Die Millionenstadt, auf einer Insel inmitten des reißenden Saint Lawrence Stroms gelegen, ist kein Schmelztiegel. Montreal kommt mehr einem Mosaik gleich, wo der kulturelle Unterschied verschiedener migrantischer Gruppen offensichtlich, eigenständig und tolerant gelebt wird.

Rund 58 Prozent der Bevölkerung sind frankophon, etwa 18 Prozent anglophon, der Rest ein unüberhörbares Sprachengemisch. Aber auch das Spiegelbild der Kolonialisierungsgeschichte der Stadt wirft seine Schatten voraus: Die frankophone Regierung verschärft zusehends Sprachgesetze, um die Dominanz der französischen Sprache zu erhalten.

Indigener Tänzer

Indigener Tänzer beim jährlichen The Echoes of a Proud Nation Powwow in Kahnawake

APA/AFP/Alexis Aubin

Wir haben auch die nahegelegene Gemeinde Kahnawake besucht. Dort lebt die indigene Bevölkerung der Mohawk in einem Reservat, dessen Geschichte untrennbar mit der Region verbunden ist - Spuren des Kolonialismus, Diskriminierung, eingeschränkter Zugang zu Ressourcen und Landrechtskonflikte prägen dort bis heute den Alltag vieler Bewohner:innen.

Zu Besuch in Kahnawake

In der südlich von Montreal gelegenen Gemeinde Kahnawake lebt die indigene Bevölkerung der Mohawk in einem Reservat; mit rund 8.000 Menschen das größte Reservat in der Provinz Quèbec. Diskriminierung, eingeschränkter Zugang zu Ressourcen und Landrechtskonflikte prägen bis heute den Alltag vieler Bewohnerinnen und Bewohner. Das Reservat Kahnawake ist eine lebendige Kleinstadt, kein Museum und keine erstarrte Erinnerungsstätte indigener Kultur und Identität. Ein gegenwärtiger Ort, wo stolz und - je nach politischer Einstellung - mehr oder weniger selbstbestimmt gelebt wird. Auch wenn sich zwischen Kahnawake und der Großstadt Montreal noch immer zwei getrennte Welten auftun.

Gestaltung: Petra Erdmann

Der Winter in Montreal ist legendär kalt. Die schneereichste Stadt Nordamerikas versinkt von Anfang November bis Ende April bei minus 30 Grad unter Eis und Schnee - doch statt Stillstand bedeutet das: Unterirdische Städte, Festivals auf gefrorenen Flüssen und dampfende Teller mit dem signature dish der Stadt, der "Poutine".

Inmitten globaler und politischer Umbrüche bleibt Kanadas Verhältnis zu den USA eng, aber auch angespannt. Die Staatsgrenze liegt nur 50 km entfernt. Montreal wird auch in der Zukunft eine gewichtige Rolle in einer neuen Weltordnung spielen und neue transatlantische Brücken nach Europa schlagen.

Eine Sendung von Petra Erdmann und Natasa Konopitzky.

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