Salzburger Nachtstudio

Wahlfreundschaften - von Goethe bis Facebook. Gestaltung: Marlene Nowotny

"Nichts ist so voll und ganz das Werk unsres freien Willens wie Zuneigung und Freundschaft", schrieb der Philosoph Michel de Montaigne Ende des 16. Jahrhunderts. Er sah die Auswahl von Freunden als große Geistesleistung.

Heutzutage scheinen Wille und Willkür bisweilen nahe beieinander zu liegen. Man denke nur an facebook, Internet und vermeintliche Netzwerkfreundschaften. Da drängt sich die Frage auf, ob diese "Freundschaften" den Ansprüchen des realen Lebens standhalten, ob sie uns bereichern, ergänzen, bestätigen. Studien aus den USA zeigen, dass gerade schüchterne Menschen diese Schüchternheit bei Internetfreundschaften überwinden und dadurch auch selbstsicherer werden.

Wie wir Freundschaft betrachten, unterliegt dem Zeitgeist. Wie Liebesbeziehung oder Ehe, haben sich auch Freundschaften verändert. Als sozial-ethische Verpflichtung, die in der Romantik ihre Blütezeit hatte, besteht sie heute nicht mehr. Im 18. und 19. Jahrhundert steht die Freundschaft aber noch hoch im Kurs, es bildet sich ein Kult um sie. Der vernünftige Menschenfreund wird zum Ideal. Berühmte Künstlerfreundschaften bezeugen dies.

Der Philosoph Rüdiger Safranski hat über das deutsche Dichterpaar Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller gerade ein Buch herausgebracht und die Freundinnen Ellen Nussey und Charlotte Brontë sind ein weiteres Beispiel von tiefer Freundschaft. Frauenfreundschaft. Unterscheiden sich Frauenfreundschaften von Männerfreundschaften und sind zwischengeschlechtliche Freundschaften möglich? Darauf geben Psychoanalytiker Antworten.

InterviewpartnerInnen:
Renee Schröder, Mikrobiologin, Wien
Andrea Barta, Biochemikerin, Wien
Rüdiger Safranski, Philosoph, Badenweiler
Florian Scheuba, Autor, Wien
Rupert Henning, Autor, Wien
Hilde Schmölzer, Autorin, Wien
Helmut Figdor, Entwicklungspsychologe und Kinderpsychotherapeut, Wien
Gerit Götzenbrucker, Kommunikationswissenschaftlerin, Wien
Margarita Köhl, Kommunikationsiwssenschaftlerin, Wien
Thomas Nisters, Philosoph, Köln
Andreas Speer, Philosoph, Köln
Elisabeth Mixa, Soziologin, Wien

Service

Buch-Tipps

Rüdiger Safranski: "Goethe und Schiller. Die Geschichte einer Freundschaft", Hanser Verlag
Hilde Schmölzer: "Frauenliebe. Berühmte weibliche Liebespaare der Geschichte", ProMedia Verlag
Helmut Figdor: "Praxis der psychoanalytischen Pädagogik I + II", Psychosozial Verlag
Jaques Derrida: "Politik der Freundschaft ", Suhrkamp Verlag
Klaus-Dieter Eichler: "Philosophie der Freundschaft", Reclam Verlag

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