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"Jagdszenen aus Unterfranken. Der Fall Eschenau". Von Sibylle Tamin

Über 40 Jahre werden in einem fränkischen 200-Seelen-Dorf Kinder und junge Frauen sexuell missbraucht. Als ein Opfer das Schweigen bricht, erhängt sich einer der Verdächtigen, der andere landet nach missglücktem Suizid in der Psychiatrie. Ein Gericht verurteilt ihn zu viereinhalb Jahren Gefängnis.

Den Opfern ist Gerechtigkeit widerfahren. Doch im Dorf herrscht Krieg. Hätten die Frauen geschwiegen, wäre im schönen Eschenau die schöne Dorfgemeinschaft noch intakt, heißt es. Und: Was ist schon dabei, wenn man einem Madel unter den Rock greift. Und, sagt die Pfarrerin: Anderswo ist das auch passiert, da wird nicht so ein Aufhebens gemacht. Eine Lüge sei, was die Frauen vorgebracht hätten, späte Rache für mangelnde Anerkennung, so die vorherrschende Meinung, eine feministische Hetzkampagne, die den allseits beliebten Großbauern in den Tod getrieben habe. Opfer werden zu Tätern gemacht, die Frauen und ihre Familien bedroht.

Ein Jahr lang hat die Autorin das Dorf beobachtet - in den Phasen des Aufruhrs, des Kampfes, der Angst und der Erschöpfung. Sie zeichnet das Psychogramm einer gestörten Idylle, in der die Frage nach Schuld und Verantwortung eine entscheidende Rolle spielt (Koproduktion BR/DLF/RBB/WDR).

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Buch-Tipp

Heidi Marks, "Als der Mann kam und mich mitnahm", Verlag Fackelträger GmbH

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