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"Wie die Wilden ..." Ein Bericht zur Tagung "Rethinking Primitivism" am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften IFK in Wien (17. bis 19. März). Von Ulrike Schmitzer

Paul Gauguin gilt als Wegbereiter des Primitivismus. "... ich gehe nach Panama, um dort wie ein Wilder zu leben", schrieb er 1887 in einem Brief an seine Frau Mette Gauguin. Er wollte wie viele andere Europäer mit einer einfacheren und natürlicheren Lebensweise experimentieren, um auch künstlerisch zu neuen Formen zu finden. Es war eine romantische Vorstellung von den "guten mythischen Wilden" im Paradies, die er mit seinen Bildern von Tahiti festhielt. Gauguin war ein Vorbild für Expressionisten wie Max Ernst, Paul Klee, Matisse oder Picasso, die von den kraftvollen Werken der Naturvölker begeistert waren.

Die internationale Konferenz "Rethinking Primitivism" am IFK versucht einen blinden Fleck der Moderne-Forschung aufzuhellen. Experten der internationalen Kunstgeschichte und kulturellen Anthropologie, aus Psychiatrie und Philosophie untersuchen, warum der "Primitivismus" um 1900 eine Ressource der Erneuerung werden konnte. Denn anders als die "Ismen", zu denen er parallel gebildet wurde, bezieht sich der Begriff "Primitivismus" nicht nur auf eine historische Epoche oder stilistische Bewegung; im weitesten Sinne bezeichnet er den Bezug auf eine Alterität, die als "Ursprung" bzw. als ein einfaches, weniger komplexes Vorstadium gedacht wird.

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