Im Gespräch

"Die Zukunft des Buches wird ganz anders aussehen als seine Vergangenheit". Michael Kerbler spricht mit Péter Esterházy, Schriftsteller, und mit Frank Hartmann, Medienphilosoph

Zeitgenossen im Gespräch - diesmal direkt von den 40.Literaturtagen in Rauris
Michael Kerbler spricht mit dem Schriftsteller Péter Esterházy und dem Medienphilosophen Frank Hartmann

Naht Gutenbergs Ende?

Seit Samstag gibt es ihn also in den USA zu kaufen: den iPad, der neue Tablet-Computer von Apple. Gut 300.000 Stück davon gingen am ersten Verkaufstag über die Verkaufspulte, ein guter Erfolg, aber kein sehr großer, hatten HiTec-Analysten bis zu 700.000 verkaufte iPads prognostiziert. Ob man das neue Gerät nun als potentiellen LapTop-Killer betrachtet oder bloß als interessantes Spielzeug, das eine Lücke füllt zwischen einem smartPhone und einem Lap-Top: der leichte Computer eröffnet neue Möglichkeiten unterwegs, ob in der U-Bahn oder im Kaffeehaus, neben dem Surfen im Internet die elektronischen Versionen von Tageszeitungen und E-books zu lesen. Eine Frage, die sich angesichts der rasanten technischen Entwicklung immer öfter aufdrängt lautet: Erleben wir soeben durch iPad und E-book den Anfang vom Ende der Tageszeitung oder gar des gedruckten Buches? Naht Gutenbergs Ende?
Bei den Literaturtagen Rauris, die in dieser Woche ihr vierzigjähriges Bestehen feiern, wird der Versuch unternommen vierzig Jahre in die Zukunft zu blicken. Wird es 2050 noch gedruckte Bücher geben? Oder sind dann selbst e-Books überholt? Und welchen Stellenwert hat in vierzig Jahren noch das Lesen? Werden unsere Bibliotheken schon lange aufgelöst sein? Und gibt es sie dann noch, die Buchhändler oder kann nur mehr über "Amazon"-Klone geordert werden kann. Nur zu leicht wäre es dann, Buchbestellungen elektronisch zu erfassen, Auffälligkeiten im Geschmack der Buchauswahl festzustellen, jede Abweichung vom Mainstream zu erfassen, politische Haltungen oder religiöse Überzeugungen zu orten.
Außerdem: was bedeutet die technische Veränderung für jene, die Bücher verfassen, Romane schreiben, Lyrik zu Papier bringen, also für Schriftstellerinnen und Schriftsteller? Wird es 2050 noch so etwas wie Verlage geben oder sind auch diese "Amazon"-Klone?
Im Moment überwiegt die Befürchtung, das Buch und mit ihm auch das kulturelle Gedächtnis in der gegenwärtigen Form könnten verschwinden.
Michael Kerbler spricht bei den 40. Literaturtagen Rauris mit dem ungarischen Schriftsteller Péter Esterházy und dem österreichischen Medienphilosophen Frank Hartmann von der Bauhaus-Universität Weimar über die Zukunft des Buches und die existentielle Frage nach der Zukunft der Autoren und Autorinnen.

Service

Buch-Tipps
Frank Hartmann: "Globale Medienkultur - Technik, Geschichte, Theorien" Reihe "UTB profile" der Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien
Frank Hartmann: "Medien und Kommunikation" Reihe "UTB profile" der Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien
Frank Hartmann: "Multimedia" - Reihe "UTB profile" der Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien
Peter Esterhazy: "Keine Kunst", Roman, übersetzt von Terezia Mora, Berlin Verlag. (ISBN-13: 978-3827008152)
"Harmonia Caelestis", der mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnete Roman von Peter Esterhazy ist als Taschenbuch erhältlich. Übersetzung Terezia Mora (ISBN: 9783833301148)

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Rauriser Literaturtage

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