Gedanken für den Tag
"Zum 100. Geburtstag von Mutter Teresa" von Gabriele Schuchter
25. August 2010, 06:57
Als "Engel der Armen" wurde Mutter Teresa immer wieder bezeichnet. Vor genau 100 Jahren wurde sie in Mazedonien geboren. Die Ordensfrau und Gründerin der "Missionarinnen der Nächstenliebe" kümmerte sich besonders um Sterbende, Waisen und Kranke in Indien. 1979 erhielt Mutter Teresa für ihre Arbeit den Friedensnobelpreis.
Die Schauspielerin Gabriele Schuchter hat ein halbes Jahr als freiwillige Helferin bei Mutter Teresa in Kalkutta mitgearbeitet und bezeichnet dies als eine prägende Zeit in ihrem Leben.
Auch wenn ich damals bei meiner Arbeit als freiwillige Helferin in einem Heim für sterbende und verlassene Menschen von Mutter Teresa in Kalighat in Indien viele traurige Momente erlebte und manchmal zutiefst erschüttert war von all dem Elend, in das Menschen geraten können: Nie hatte ich das Gefühl von Aussichtslosigkeit. Auch wenn oft genug ein Mensch gebracht wurde, der nur noch wenige Minuten zu leben hatte, war es stets ein kleines Wunder mitzuerleben, wie ein gebrochenes Antlitz noch einmal hell strahlen kann, sobald dieser Mensch sich geborgen und angenommen fühlt.
Das kann man Mutter Teresa nie hoch genug anrechnen, sie lässt schwache, kranke, einsame Menschen nicht auf der Strasse liegen, sondern sie nimmt sie in die Wärme ihrer Gemeinschaft auf, und sei es auch nur für die letzten Lebensaugenblicke. Zum ersten Mal seit langem werden sie in die Arme genommen und können in Frieden gehen. Man muss sich vorstellen, dass es in Indien ganz alltäglich ist, dass unzählige Menschen am Straßenrand leben.
Ich bin oft in aller Frühe zur Morgenandacht der "Missionaries of Charity", so der Name der von Mutter Teresa gegründeten Schwesterngemeinschaft, gegangen und war anfangs natürlich schockiert, an so vielen eng aneinander liegenden Menschen, die offensichtlich nichts, wirklich nichts besitzen, vorbeizugehen. Aber bald begriff ich: Diese Menschen leben und sterben auf der Straße. Und was mich dabei sehr nachdenklich machte: Du siehst fast nur strahlende, schöne Gesichter, beinahe möchte ich sagen, von Zufriedenheit gezeichnet. Sie kochen auch auf der Straße, auf ihren kleinen, kübelförmigen Metallöfen und verwenden als Brennmaterial Kuhfladen, die sie vorher mit bloßen Händen an die Lehmwände zum Trocknen klatschen. Diese Menschen brauchen keine herablassende Gönnerhaftigkeit, die manchmal "gut gemeinte" Hilfe begleitet. Sondern die offene und respektvolle Begegnung auf Augenhöhe.
Doch mitten unter ihnen sind natürlich auch schwache, kranke Menschen. Für diese haben die Schwestern einen besonderen Blick: Sie schenken ihnen Geborgenheit. Ich habe davon gelernt, mich nicht abzuwenden, wenn ich irgendeine Not bei anderen Menschen wahrnehme.
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