Menschenbilder

"Wo sie ein bisschen kratzen, da kommt etwas raus" - der Übersetzer, Journalist und Autor Martin Pollack. Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

Am 23. September erhält Martin Pollack den Georg-Dehio-Buchpreis. "Der Autor hat mit seinem vielfältigen literarischen und journalistischen Schaffen die Erinnerungsorte im Osten Europas wieder zugänglich gemacht, die jahrzehntelang verdrängt und vom Eisernen Vorhang versperrt waren", heißt es in der Begründung der Jury. Die Menschenbilder wiederholen aus diesem Anlass ein Porträt des Ausgezeichneten.

1944 in Bad Hall geboren, hat Martin Pollack - als Kontrastpunkt zu seinem nationalsozialistisch geprägten Elternhaus - Slawistik studiert. Und er hat sich intensiv mit Polen befasst, dieses Interesse wurde, wie er sagt, während des Studiums zufällig durch eine Polonistin begründet. Er hat Bücher polnischer Autoren wie Ryszard Kapuscinski und Daniel Odija übersetzt - er gilt als einer der profiliertesten Übersetzer polnischer Autoren.

Als Spiegel-Korrespondent in Wien beschäftigte er sich intensiv mit dem Südosten Europas. Martin Pollack engagiert sich für Schriftsteller aus wenig beachteten Ländern und gibt deren Bücher heraus. Als Autor beschäftigt er sich in seinen Büchern mit der NS-Vergangenheit. Den Verstrickungen seiner eigenen Familie ging er in dem Buch "Der Tote im Bunker" nach, in dem er sich mit der SS-Vergangenheit seines Vaters auseinandersetzte.

Für Martin Pollack gibt es noch vieles in der österreichischen Geschichte aufzudecken.

Service

Literaturliste Martin Pollack

Kaiser von Amerika - die große Flucht aus Galizien. 2010, Zsolnay

Nach Galizien - von Chassiden, Huzulen, Polen u. Ruthenern. Eine imaginäre Reise durch die verschwundene Welt Ostgaliziens u.d. Bukowina, 1984, Brandstätter

Des Lebens Lauf. Jüdische Familienbilder aus Zwischeneuropa, 1987, Brandstätter

Anklage Vatermord - der Fall Philipp Halsmann, 2002, Zsolnay Verlag;

Das reiche Land der armen Leute. Literarische Wanderungen durch Galizien, als Hrsg. mit Karl-Markus Gauß, 1992, Verlag Jugend und Volk, neue Auflage 2007, Wieser Verlag

Der Tote im Bunker - Bericht über meinen Vater, 2004, Zsolnay Verlag;

Von Minsk nach Manhattan - polnische Reportagen, als Hrsg., 2006, Zsolnay Verlag;

Sarmatische Landschaften - Nachrichten aus Litauen, Belarus, der Ukraine, Polen und Deutschland, als Hrsg., 2005, S. Fischer Verlag

Warum wurden die Stanislaws erschossen? Reportagen, 2008, Zsolnay

Kaiser von Amerika - die große Flucht aus Galizien. 2010, Zsolnay


Ryszard Kapuscinski - Übersetzungen
1984: König der Könige
1986: Schah-in-Schah
1990: Der Fußballkrieg: Berichte aus der dritten Welt
1992: Lapidarium
1993: Imperium
1994: Wieder ein Tag Leben
1999: Afrikanisches Fieber
2000: Die Welt im Notizbuch
2000: Die Erde ist ein gewalttätiges Paradies (Textkompilation für den deutschen Markt aus bereits deutsch vorliegenden Werken
2000: Aus Afrika
2005: Meine Reisen mit Herodot
2007: Notizen eines Weltbürgers

Sendereihe