Salzburger Nachtstudio

Der Staat. Wie viel Herrschaft braucht der Mensch? Gestaltung: Elisabeth Nöstlinger

Mitunter wird über den Staat geschimpft, doch meist sind die Österreicher/innen froh, in einer Demokratie, wie wir sie in Österreich haben, zu leben. Der Staat ist aber auch eine Institution, die von vielen nur mehr als aufgeblähter Störfaktor im freien Spiel der Kräfte betrachtet wurde und deren Ende deshalb absehbar schien. Doch ausgerechnet in der Krise erwies er sich als Retter in der Not und erscheint nun in den gegenwärtigen Diskussionen über Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen in schillernder Gestalt.

"Als Nationalstaat wird er zumindest in Europa seit längerem einer prinzipiellen Kritik unterzogen, als Sozial- und Wohlfahrtsstaat kennt er leidenschaftliche Befürworter und ebenso leidenschaftliche Gegner. Als Unternehmer hat der Staat seit längerem ausgedient, als Garant für Sicherheit, Wohlstand und Frieden steht er nach wie vor hoch im Kurs, auch wenn die Kritik am Überwachungsstaat, der die Rechte seiner Bürger umfassend einschränkt, zunimmt. Und nicht zuletzt repräsentiert der Staat nach wie vor die Machtverhältnisse einer Gesellschaft, und die Besorgnis, dass der postdemokratische Staat die Möglichkeiten der Mitgestaltung und Mitbestimmung radikal beschneidet und als Organ der neuen Eliten fungiert, sind wohl nicht von der Hand zu weisen."

Deshalb scheint es für den wissenschaftlichen Leiter des Philosophicum Lech, Konrad Paul Liessmann, an der Zeit, sich der Frage nach dem Wesen und Unwesen des Staates zu stellen. Die Philosophie sah das schon immer als ihre Aufgabe. Man betrachte die antiken Kyniker über die romantischen Individualisten bis zu den modernen Anarchisten. Außerdem ist in einer modernen Gesellschaft die Frage nach dem Staat untrennbar mit der Frage nach einem "guten" Leben, mit den Ideen von Recht und Gerechtigkeit verbunden. Zugleich ergibt sich aber auch die Frage, inwieweit der Staat in das Leben seiner Bürger eingreifen kann oder muss. Das reicht vom allgemeinen Rauchverbot bis zur Gewährleistung einer Grundsicherung, von der Idee, dass der Staat die sozialen, physischen und psychischen Ungerechtigkeiten ausgleichen muss, bis zum Konzept, dass freie, mündige Menschen eigentlich keinen Staat benötigen.

Service

Solterdijk, Peter. Falls Europa erwacht. (Buch Suhrkamp. 1994)
Hoppe, Hans-Hermann. Demokratie. Der Gott, der keiner ist. (Buch Edition Sonderwege bei Manuscirptum)
Burger, Rudolf: Im Namen der Geschichte. Vom Mißbrauch der historsichen Vernunft. (Buch Zu Klampen)
Ackermann, Ulrike. Eros der Freiheit. Plädoyer für eine radikale Aufklärung. (Buch Klett-Cotta)

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