Gedanken für den Tag

"Oh Lord won't you buy me" - Janis Joplin, Ikone der Hippiebewegung. Von Michael Krassnitzer

Michael Krassnitzer ist Journalist in Wien.

Vor 40 Jahren starb die Rocksängerin Janis Joplin. Sie war eine Kultfigur der Blumenkinder. Ihr Leben war kurz und unglücklich. Auch die Zeit der Hippies ist längst vorbei, doch Janis Joplin hinterließ eine Handvoll Songs, die nach wie vor bewegen und inspirieren. Bis heute gilt sie vielen als die beste weiße Blues-Sängerin der Welt.

"Lieber erlebe ich zehn Jahre lang alles in Schallgeschwindigkeit, als mit Siebzig in einem Schaukelstuhl zu sitzen und in den Fernseher zu glotzen", sagte Janis Joplin einmal. Die weibliche Ikone der Hippiebewegung, die mit 27 an einer Überdosis Heroin starb, brachte damit eine zentrale Idee der Hippies auf den Punkt: Der Jugend gehört die Welt. Wer alt ist, ist zum Spießertum verdammt.

Die Spießer, das sind all jene, die nur ans Geldverdienen, an ihr Auto und an ihr Einfamilienhaus denken; seelisch Verkümmerte, gefesselt von einer Vielzahl sinnloser Regeln. Die Jugend hingegen, waren die Hippies überzeugt, hat Träume und Visionen von einer besseren Welt. Und sie ist nicht Gefangene all der überkommenen Werte, die für Kriege und Ausbeutung von Mutter Erde verantwortlich sind.

Mit der Beurteilung der vorangegangenen Generation mögen die Hippies vielfach sogar recht gehabt haben. Doch ihr Verdikt ist 40 Jahre später zur  gesellschaftlichen Maxime geworden - obwohl der klassische Spießer ein Auslaufmodell ist. Stattdessen gibt es 45-Jährige, die sich kleiden und benehmen wie 15-Jährige, einen Jugendwahn, der zum Boom von Schönheitsoperationen geführt hat. Und immer mehr Menschen akzeptieren auch grundlegende Regeln des Zusammenlebens nicht mehr. Wer will denn schon ein Spießer sein?

Das ist für mich ein treffendes Beispiel dafür, wie Ideale pervertiert werden können. Dabei handelt es nicht etwa um Verfälschung oder Verrat an Prinzipien. Es ist nur einfach so: Wenn sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern, können die großartigsten Ideale oft zu den abwegigsten Fehlschlüssen führen.

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