Patina - Kostbares aus dem Archiv

Hermann Thimig - zum 120. Geburtstag (3. Teil von 3). Gestaltung: Roland Knie

"Die Thimigs" wurden auch noch in den fünfziger Jahren - als ihr "Stammvater", der Burgschauspieler und letzte k. u. k.-Hofburgtheaterdirektor Hugo Thimig, schon gestorben war - als eine Art Theater-Zirkustruppe betrachtet (und, schon bei Lebzeiten der drei "Jungen", zuweilen verklärt): Helene, die Erstgeborene, die ab 1935 mit dem großen Bühnenzauberer und Mimendompteur Max Reinhardt verheiratet war (wodurch der quasi auch noch mit zu den "Thimigs" gehörte, selbst in der Zwangsemigration); Hermann, der ältere Bruder, der in jungen Jahren clownesk-komödiantische Fähigkeiten entwickelte und später zum Inbegriff väterlich-renitenter Güte auf der Bühne wurde (all das sehr ähnlich dem Vater) - und Hans, der Jüngste, der dem Theater zuwar auch als Darsteller, mindestens ebenso aber als Regisseur verbunden war und nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Radio das populärste der drei "Thimig-Kinder" wurde.

Hermann Thimig war zweifellos der bedeutendste Charakterdarsteller unter den dreien. Er konnte es sich sogar leisten, seine fulminante Karriere unter Reinhardt sowohl in Berlin als auch, ab 1924, in Wien an der "Josefstadt" für drei Jahre beim Film zu unterbrechen, wo er ebenfalls binnen kürzester Zeit zwar nicht künstlerisch, aber in puncto Geld und Starruhm ein Maximum erreichte.

Der Theaternarr Hermann Thimig verkörperte persönlich die - in seinem Metier zumal - äußerst rare Kombination von höchster künstlerischer Intelligenz und hart am Existenzminimum liegender Eitelkeit. Als man ihn zu "Memoiren" drängte, ließ er eine kleine Auswahl von Dokumenten seiner Theater- und Filmlaufbahn beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit erscheinen ...

Dennoch soll in diesen drei "Patina"-Sendungen versucht werden, den überaus beliebten Schauspieler Hermann Thimig auch persönlich zu porträtieren - was nicht zuletzt heißt, ihn aus den großen Mythen um Max Reinhardt herauszulösen - und aus jenem Mythos, an dem er selbst beteiligt war: ihn als Hermann Thimig mit möglichst wenig "Thimigs" zu zeichnen.

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