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"Nur kein Schmalz!" Der Hamburger Poet Peter Rühmkorf und der Wiener Extremschrammel Roland Neuwirth - eine Nervenverwandtschaft. Zum 60. Geburtstag von Roland Neuwirth am 31. Oktober. Von Eva Schobel

Als Peter Rühmkorf, gefeierter Dichter norddeutscher Zunge, 1999 seinen siebzigsten Geburtstag feierte, erschien im Magazin "Profil" überraschend eine Hommage des Wiener Extremschrammels Roland Neuwirth, der sich als sein Fan und jüngerer Bruder im Geiste outete.

Rühmkorf, selbst ein "Sänger", der in der Tradition des Minnesangs seine Lyrik mit Jazz auf den Markt brachte, wollte im Gegenzug auch die Lieder und Texte seines Kollegen kennenlernen. Aber während Neuwirth der hochdeutschen Fremdsprache mächtig ist, musste der vor zwei Jahren verstorbene Rühmkorf tief in die Abgründe des Wienerischen Idioms eintauchen: Paradeiser, Erdäpfel und Sackerl waren dem versierten Sprachkünstler längst bekannt. Aber was heißt "tramhapert", wieso hat ein jüngst Verstorbener "die Patsch'n gestreckt" und warum ist er "nachschaun gangen, ob der Deckel passt"? Wann spricht hier der Volksmund und wann der Dichter?

Neuwirth und Rühmkorf, beide bekennende Hypochonder, frisurlose Menschen, moderate Trinker und Raucher, vor allem aber raffinierte Reimer, kompromisslose Künstler und humane Hedonisten, postulierten ungemütliche Kunst mit Gemüt. Sie fanden sich in einem Dialog über ihr Publikum, die Melodie, den Dreivierteltakt und die Zumutungen einer poesielosen Welt.

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