Radiokolleg - DA CAPO!

Über die Wiederholung in der Musik (1). Gestaltung: Hannes Doblhofer

Ein wesentliches Mittel der musikalischen Formbildung ist die Wiederholung: Tonpartikel, Textpassagen, Figuren, Strophen - "all you need is love, love ..." Der Erfolg und das Einprägsame vieler Kompositionen liegen in der suggestiven Kraft des Spiels mit dem bereits Erklungenen, das doch immer wieder neu ertönt, zurückgehalten und preisgegeben wird.

Eine Fuge von Bach, eine Phrase von Jimi Hendrix, Akkorde von Arvo Pärt, oder einfach die Beschwörungsformel der "Neuen Deutschen Welle" mit ihrem "Da Da Da" - die Wirkung von Tonkunst braucht das Raffinierte einer Melodik - oder die Banalität -, dass etwas wiederkehrt, verschwindet, stirbt und dann doch immer wieder "da" ist. Die Wiederholung als Wiederkehr findet sich in beinahe allen Musikstücken, vor allem aber in dreiteiligen und zusammengesetzten Liedformen, sie erscheint als Refrain und Ritornell sowie in der Arie in Da-capo-Form. In fortschreitenden Kompositionen ist die Wiederholung jedoch meist mit dynamischen und variantenreichen Veränderungen verbunden. Es können Harmonie- und Rhythmusfolgen sein, oder die Wiederkehr eines Themas, eines Leitmotivs einer Reihe.

Im Mittelalter wurde die Wiederholung als Schmuck des musikalischen Satzes verstanden und bildete im Barock eines der häufigsten Ausdrucksmittel der musikalisch-rhetorischen Figurenlehre. Erst im 19. Jahrhundert wurde die unmittelbare Wiederholung zugunsten der Informations- und Ausdruckssteigerung, zur Klangdifferenzierung und Variantenbildung zurückgedrängt.

Im 20. Jahrhundert wie auch heute spielt die Wiederholung in der Reihentechnik der Zwölfton- und der seriellen Musik und im Klangexperiment eine große Rolle. Der Ausruf "da capo" ist gleichfalls ein Mittel zur Beifallskundgebung durch ein Publikum, das sich ergötzt, und das, was so gefallen hat, zumindest noch einmal hören will.

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