Betrifft: Geschichte
Bürgerschreck oder Lachtheater - Das Volkstheater als Gegentheater. Heute: Die Bretter, die Welt bedeuten: Die Commedia dell'Arte, das erste Berufstheater. Mit Ulf Birbaumer, Kulturwissenschafter. Gestaltung: Martin Adel
21. Dezember 2010, 17:55
Die Antwort auf Hoftheater, das Theater der katholischen Orden und auf das protestantische Schultheater war ein keckes, volksnahes Theater. Es war einfach, unmittelbar, dem Humor, aber auch der Agitation verpflichtet. Es regte das Publikum zum Lachen an, gab sich manchmal derb, dann wieder verspielt und war doch in seinem Kern voller gesellschaftskritischer Implikationen. Politisch hatte das sich entwickelnde Volkstheater, ursprünglich ein Buden-, Straßen- und Jahrmarktstheater, die Funktion, denen "da oben" eins auszuwischen, jene Adligen zu verhöhnen und zu verspotten, die sonst keine Rechenschaft für ihr Handeln abzulegen hatten.
Vom Stehgreifspiel und von der italienischen Commedia dell'Arte über die Hans-Wurstiaden bis hin zum Volkstheater eines Nestroy, Horváth, Soyfer und Turrini verweist dieses "arme" Theater über eine erstaunliche Geschichte. Mehr noch als die hehren Stufen der Kulturtempel sind es gerade die Bretter des Volkstheaters, die die Welt bedeuten.
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