Dimensionen - Die Welt der Wissenschaft

Für ein Denken der Schwäche. Zum 75. Geburtstag des italienischen Philosophen Gianni Vattimo. Gestaltung: Nikolaus Halmer

Das Hauptanliegen des Philosophen Gianni Vattimo besteht darin, jede Form der Gewalt abzulehnen. Für ihn liegt der Ursprung von Gewaltausübung in ideologischen, religiösen oder philosophischen Dogmen, die sich darauf berufen, ewig gültige Wahrheiten gefunden zu haben. Diese fundamentalistischen Dogmen haben in der Geschichte der Menschheit eine blutige Spur hinterlassen; in ihrem Auftrag wurde gemordet, gefoltert und sogar gesteinigt. Dagegen stellt Vattimo ein "Denken der Schwäche", mit dem er zeigen will, dass "wir nirgendwohin unterwegs sind".

Das "schwache Denken" entfaltet sich nicht von der Position eines von sich selbst überzeugten Subjekts, das ein fixes Weltbild hat, sondern vielmehr von einem Subjekt, das sich seiner Fragilität bewusst ist. Das Eingeständnis, sich auf keine absoluten Werte berufen zu können, ist dann die Voraussetzung für eine Ethik der "Schwäche", die den Anderen, den Mitmenschen ohne Vorurteil begegnet und ihn einfach akzeptiert. Und da interessiert sich Vattimo vor allem für diejenigen Menschen, die heute als Modernisierungverlierer, Ausgeschlossene oder sozial Deklassierte bezeichnet werden. Für sie setzt er sich in seiner Funktion als Abgeordneter im Europäischen Parlament in Brüssel ein.

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