Gedanken für den Tag

25. Jänner 2011, 06:57

Kurt Fuchs ist gebürtiger Österreicher in Australien und Überlebender der Shoah.

Ich bin in Wien geboren, im 3. Bezirk, in Landstraße, in der Gestettengasse. Als ich ein kleiner Bub war, sind wir umgezogen nach Rudolfsheim und dort bin ich in die Schule gegangen bis zu 12 Jahren. Und dann ist der Einmarsch gekommen und den hab ich noch, wie man sagt, als 12-jähriger Junge gesehen, wie die bejubelt wurden, und sofort danach mussten wir aus der Schule rausgehen und in eine jüdische Schule. Nach sechs Monaten hat uns unser Vater zu Hause gehalten, weil andere Kinder haben uns ja ausgespottet, am Weg hin und zurück. Und dann sind wir illegal nach Belgien gegangen und da sind wir noch in die Schule gegangen zwei Jahre bis 1942, hat sich die GESTAPO noch nicht richtig etabliert aber dann haben sie sich dort niedergelassen und begonnen, die Juden einzufangen - auf Transporte nach Auschwitz. In Auschwitz sind meine Schwester und mein Vater sofort vergast worden und ich hab das große Glück gehabt, dass sie zu dieser Zeit gerade 200 Männer gebraucht haben, junge, kräftige Menschen, ich war nahezu 17 Jahre alt in einem Außenkommando, einem Kohlengrubenlager, das hat Jawischowitz geheißen. Dort waren ungefähr 2000 Leute, also Männer und jede zwei bis drei Monate dort ist ein SS-Doktor gekommen, der hat sich hinter einen Tisch gesetzt und wieder so wie in Auschwitz, wo man ankommt, nicht gesprochen, sondern nur mit dem Daumen gezeigt, wo hinzugehen, rechts oder links. Eine Seite heißt, du hast noch Gelegenheit weiterzuleben, solange deine Kraft es aushält und die anderen sofort in die Gaskammer.

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