Leporello
Menschen - Moden - Lebenskunst.
Der vergessene Prophet * Kunst am Sonntag
6. April 2011, 07:52
Der vergessene Prophet
Der Welt des Künstlers, Lebensreformers und Exzentrikers Karl Wilhelm Diefenbach widmet das Wien Museum in der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten die Ausstellung "Der Prophet", die von der Kunsthistorikerin Claudia Wagner zusammengestellt wurde. Diefenbach, der Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland und einige Jahre auch in Wien lebte, ist als Maler weitgehend in Vergessenheit geraten, ist jedoch aufgrund seiner ökologisch-utopischen Weltauffassung und als Vordenker mit autokratischen Zügen eine interessante Persönlichkeit. Barfuß und in eine Kutte gekleidet, predigte er vor dem Münchner Hofbräuhaus gegen den "Verzehr von Tierfetzen". Die Presse verspottete ihn als "Kohlrabi-Apostel". Seine Bilder sind gemalte Manifeste seiner visionären Ideen.
Gestaltung: Anna Soucek
Kunst am Sonntag
Kurt Ryslavy versteht sich als Sonntagsmaler. Er lebt seit vielen Jahren in Brüssel und handelt dort mit österreichischem Wein. Kommenden Sonntag wird er im Rahmen einer Performance im Wiener MAK malen. Dort ist derzeit seine konzeptuell-skulpturale Intervention zu sehen. Gemeinsam mit Kurator Sebastian Hackenschmidt hat Ryslavy Gegenstände aus der Möbelsammlung, aber auch aus dem Hausinventar ausgewählt und absichtlich beliebig, wie auf einem Flohmarkt arrangiert. Die ausrangierten Möbel und Stofffetzen sind mit Preisschildern versehen, sodass der Eindruck entsteht, sie stünden zum Verkauf. Bei genauerer Betrachtung ist jedoch erkennbar, dass nicht die Möbel, sondern die Schilder selbst zu kaufen sind. Es handelt sich um signierte Zeichnungen des Künstlers.
Das ironische Spiel mit den Regeln des Systems Kunst und dessen Vermarktung nimmt seine Fortsetzung in der Publikumsbewirtung. Österreichische Winzer verkaufen ihren Wein direkt von den Europaletten zu Ab-Hof-Preisen. Eine gute Gelegenheit für die Ausstellungsbesucher, auch einmal wirklich delikaten Wein zu verkosten, meint Ryslavy, denn dass Kunst und Wein zusammengehen, sei ein weit verbreiteter Irrtum.
Gestaltung: Claudia Gschweitl
Service
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Wien Museum