Memo - Ideen, Mythen, Feste
"Die schwere Leichtigkeit des Seins. Barock und Himmelfahrt". Ein Porträt der österreichischen Barock-Ikone Stift Melk. Gestaltung: Wolfgang Slapansky
2. Juni 2011, 19:05
Jahrzehntelang war das beschauliche Stift Melk eine Großbaustelle. Von 1700 bis 1748 wurde gearbeitet, gehämmert, gemauert und gesprengt. Das aus dem Mittelalter stammende Stift sollte modernisiert und dem damaligen Zeitgeist entsprechend "barockisiert" werden. Barock - das war das Lebensgefühl von Generationen von Menschen. Die Zeit war geprägt von der Errichtung von monumentalen Zeichen des Katholizismus in der Landschaft. Gleichzeitig gab es eine Öffnung der Gesellschaft und einen florierenden Fortschrittsglauben in der Wissenschaft und in der Kunst. Doch die Barockzeit ist auch gezeichnet von Elend, Unsicherheit, Krieg und Massensterben. Die "Leichtigkeit des Lebens" fand ihren Gegenpol in der schweren barocken Angst vor der Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Menschen.
Nicht zuletzt deshalb hatten katholische Wanderprediger Hochkonjunktur. Der Katholizismus war allgegenwärtig. Theatralische Inszenierungen sollten den Menschen die katholischen Tugenden und Lehren näherbringen. Dazu gehörten auch wirkliche "Himmelfahrten" zu Christi Himmelfahrt. In Kirchen wurde eine Jesusstatue mit Hilfe einer Seilwinde durch eine Öffnung in den Dachboden emporgezogen. So konnte das Geschehen der Himmelfahrt eben barock-sinnlich inszeniert und den Menschen nähergebracht werden - und vielleicht damit auch die Hoffnung auf Umwandlung der Schwerkraft.