Gedanken für den Tag
von Manuel Rubey. "Mein Papa kann in der Arbeit schlafen" - Geschichten vom Vater-Sein
11. Juni 2011, 06:56
Manuel Rubey ist Schauspieler.
Plötzlich ist alles anders: Sorgen, die man vorher nicht hatte. Glücksgefühle, die man vorher nicht kannte. Vater zu werden verändert das Leben, rückt vieles in ein neues Licht. Kinder zu haben, macht es ziemlich unmöglich, sich mit der Welt abzufinden, wie sie eben ist, weil plötzlich nicht nur die eigene Zukunft auf dem Spiel steht. Kinder drücken auch dem Alltag ihren Stempel auf, weil sich das wahre Leben auf einmal zwischen Kindergarten, Spielplatz und Gute-Nacht-Geschichte abspielt - auch wenn Papa ein erfolgreicher Schauspieler ist. Und zur Not kann er ja (während der Drehpause) "in der Arbeit schlafen", wie Manuel Rubeys ältere Tochter einmal im Kindergarten erklärte. Gedanken für den Tag in der Woche vor dem 12. Juni, dem sogenannten Vater-Tag.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.
Ich erzähle einem Freund, selbst dreifacher Vater, dass ich gerade übers Vatersein schreibe. Dass ich aber nicht weiterkomme, dass ich Angst habe, mich in Plattitüden zu verlieren, dass ich zu wenig Zeit habe, weil ja, weil ja die Kinder die ganze Zeit da sind.
Er schaut mich an und sagt nach einem kurzen Moment: Überall in meinem Leben sind Kinder. Die Wohnung ist voller Kinder. In der Küche sind Kinder, am Klo sind Kinder, am Gang sind Kinder, selbst in meinem Bett sind Kinder. Und wenn ich abends ausgehe, dann sitzen im Café Anzengruber erwachsene Menschen herum und zeigen sich die Fotos ihrer Kinder. Darüber musst du schreiben.
Ja schön, danke und weiter?
Dann schreibe halt auch noch darüber, dass es keinen Ausschaltknopf gibt, dass man nicht sagen kann, dass es jetzt mal reicht, dass ich jetzt gerne einfach mit dir hier sitzen und weiter diesen herrlichen Wein trinken würde und wir mal von etwas anderem sprechen, als von und über und mit unseren Kindern.
Mmmh... Ich bin nicht so mutig wie du, ich schreibe die ganze Zeit nur davon, dass es toll ist, Kinder zu haben.
Ist es ja eh, meint er. Und es ist doch auch wundervoll, dass die Kinder uns so zwingen in Bewegung zu bleiben, dass sich durch sie neue Freundeskreise erschließen, weil Kinder auch unter sich sein wollen und es bei den kinderlosen Freunden ja nicht so viele gibt, die sich länger als ein paar Minuten wirklich mit einem Kind auseinandersetzen wollen. Die Kinder spielen und wir können trinken, grillen und reden, sagt er.
Dass zwar der Energieverlust und der Schlafmangel bleiben, aber dass es doch DARUM geht in diesem Leben, seine Kinder groß werden zu sehen.
Selbst der kinderlose Kafka schreibt im Brief an den Vater: "Heiraten, eine Familie gründen, alle Kinder, welche kommen wollen, hinnehmen, in dieser unsicheren Welt erhalten und gar noch ein wenig führen ist das Äußerste, das einem Menschen gelingen kann."
Ronja, meine große Tochter kommt auf uns zu: "Ich wünsche mir zum Geburtstag am allermeisten eine Barbiepuppe." Als sie wieder außer Hörweite ist, frage ich meinen Freund um Rat, da ich Barbiepuppen grauenvoll finde.
Er meint: Karl Krauss hat einmal gesagt: "Wenn die Eltern schon alles aufgebaut haben, bleibt den Kindern nur noch das Einreißen. - Und ich möchte ergänzen: Manchmal eben auch unsere Überzeugungen einzureißen."
Mehr, sagt er, kann ich dir jetzt aber wirklich nicht mehr helfen, und gießt uns Wein nach.
Service
Manuel Rubey
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Sendereihe
Playlist
Titel: Ansage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min
Titel: GFT 110611 Gedanken für den Tag / Manuel Rubey
Länge: 03:50 min
Titel: Absage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min