Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Ostjuden - Geschichte und Mythos. Gestaltung: Marlene Nowotny

Der Begriff "Ostjuden" taucht erstmals um 1900 auf. Der jüdische Schriftsteller Nathan Birnbaum, ein Förderer der jiddischen Sprache, brachte die Definition um die Jahrhundertwende in die innerjüdische Debatte ein.

Zu dieser Zeit veränderte sich die jüdische Welt Mitteleuropas. Die wirtschaftliche Not und die politischen Umbrüche im Russischen Reich hatten zur Folge, dass viele osteuropäische Juden in den Westen auswanderten. Ziel ihrer Migration waren die europäischen Metropolen und Amerika. Der Großteil dieser "Ostjuden" war tief religiös. In Westeuropa und Amerika trafen sie auf die weitgehend in die nichtjüdische Gesellschaft integrierten "Westjuden".

Nach dem Ersten Weltkrieg wird die Bezeichnung "Ostjuden" hauptsächlich mit der von Antisemiten beschworenen "Ostjudengefahr" in Verbindung gebracht. Im Sinne Nathan Birnbaums ist der Begriff jedoch positiv gebraucht worden, als Unterscheidung gegenüber dem verbürgerlichten Judentum Mitteleuropas. Die eigenständige und religiöse Lebensweise der "Ostjuden" wurde von vielen assimilierten Juden jedoch eher gering geschätzt als gepriesen.

Wie gestalteten sich die ursprünglichen Lebensbedingungen der ostjüdischen Gemeinden? Inwieweit kam es zu einem kulturellen und religiösen Transfer nach der Migration in den Westen? Und inwieweit wurde die tiefe Religiosität und ursprüngliche Lebensweise des "Ostjudentums" von Zeitgenossen und nachfolgenden Generationen mythologisiert? Bei der Internationalen Sommerakademie des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs wurden Antworten auf diese Fragen gesucht.

Sendereihe