Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

"Nächstes Mal mehr davon ..." Das Schicksal von Elise und Helene Richter und ihrer Bibliothek im "Dritten Reich". Eine Sendung von Ulrike Schmitzer

Elise Richter war die erste Universitätsprofessorin Österreichs. Die Romanistin habilitierte sich im Jahr 1905 an der Universität Wien und lehrte bis zum Jahr 1938, als sie aufgrund der NS-Rassengesetze von der Universität verwiesen wurde. Ihre letzte Vorlesung im März 1938 schloss sie mit den Worten: "Nächstes Mal mehr davon."

Elise Richter und ihre Schwester Helene, eine Anglistin, waren mit dem Anschluss an das "Deutsche Reich" als Jüdinnen den Verfolgungen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Sie mussten ihre umfangreiche Bibliothek verkaufen. Der Großteil der 8.000 Bände gelangte 1941 an die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. "Bücher haben meist keinen großen materiellen Wert, und doch stehen sie zu ihren Besitzern in einer besonderen Beziehung", sagt Christiane Hoffrath, die in Köln auf ein Viertel der Bücher gestoßen ist. "Die Spuren einer verschollen geglaubten Bibliothek führten zu längst aus der Erinnerung entschwundenen Ereignissen zurück", schreibt sie in der Einleitung zu ihrem Buch "Bücherspuren" aus dem Böhlau Verlag.

Es waren unsägliche Gemeinheiten, die ihre Begründung in der Rechtlosigkeit hatten, der die Schwestern ausgeliefert waren, und schließlich in der Deportation endeten. Elise Richter wurde 1943 im KZ Theresienstadt ermordet, ihre Schwester Helene starb dort ein Jahr zuvor. Heute wird in der "Virtuellen Bibliothek Elise und Helene Richter" an das Schicksal der Schwestern und ihrer Bücher erinnert.

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