Radiokolleg - Die russische Callas

27. Oktober 2011, 09:45

Hinter dem Eisernen Vorhang gab es eine kulturelle Parallelgesellschaft, von der die westliche Welt nur lückenhaft erfahren hat. Das gilt auch für die Musikszene, insbesondere für Sänger und Sängerinnen. Im Gegensatz zu Instrumentalisten waren diese über die Sprache sehr stark an russisches Repertoire gebunden, und das sowjetische Monopol-Label Melodija sorgte für eine äußerst sparsame Ökonomie der Aufnahmen.

Während der Cellist und Dirigent Mstislaw Rostropowitsch bis heute als musikalisches Genie von Weltrang anerkannt ist, kennt kaum jemand seine Witwe, die Sopranistin Galina Wischnewskaja. Dabei gilt sie in Russland als die "Callas vom Bolschoi". Sie hat mit ihrem großen schauspielerischen Talent dazu beigetragen, die Opernkultur Sowjetrusslands nach dem Zweiten Weltkrieg zu reformieren, mit ihrem Temperament brachte sie das pralle Leben auf die Bühne und vertrieb das starre Pathos des sowjetischen Kulturbegriffs.

Dass sie und ihr Mann dem russischen Schriftsteller Alexander Solschenizyn während der siebziger Jahre Unterkunft auf ihrer Datscha gewährten, führte dazu, dass man die beiden aus dem musikalischen Leben drängte, sie verließen schließlich die Sowjetunion und wurden ausgebürgert.

Inzwischen ist die einstige gefeierte Diva, die im Oktober ihren 85. Geburtstag feiert, wieder in ihrer Heimat aktiv. Im Zentrum Moskaus leitet sie eine Opernschule, die ihren Namen trägt und an der sie selbst täglich unterrichtet.

Service

Galina Wischnewskaja, Galina. Erinnerungen einer Primadonna. Aus dem Amerikanischen von Christiane Müller. Piper Verlag.

[http://opera-centre.ru/eng|Wischnewskaja Opernzentrum}

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