Gedanken für den Tag

von Michael Bünker. "Rosen statt Getreide" - vom Hunger in der Welt

"Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet", stellt der Schweizer Soziologe Jean Ziegler fest. Während mehr als fünf Millionen Menschen in Äthiopien hungern, züchtet eine indische Firma dort auf riesigen Plantagen Rosen für Europa.

Das ist kein Einzelfall: Agrarunternehmen aus Industrie- und Schwellenländern weichen wegen der hohen Bodenpreise in ihrer Heimat zunehmend in Entwicklungsländer aus, auch ans Horn von Afrika. Derweil leidet die Bevölkerung dort unter einer Hungersnot epochalen Ausmaßes. Diese Ernährungskrise geht auf Dürre und Krieg zurück. Hunger gehört am Horn von Afrika zum Alltag, während er in Europa seine Schrecken verloren hat.

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker spricht anlässlich des evangelischen Reformationstages über den Hunger in der Welt als Herausforderung und Anfrage an all jene, die von diesen ungerechten Strukturen profitieren.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Fatou Ouedraogoe aus Burkina Faso hat vor etwas mehr als zehn Jahren eine Genossinnenschaft gegründet. Ja, sie haben richtig gehört: Genossinnen, denn 75 Prozent der Bauern in Afrika sind Bäuerinnen, also Frauen.

Fatou Ouedraogoe sammelte wie viele andere auch Sheanüsse. Sheanüsse sind ein wichtiges Ausgangsprodukt für die kosmetische Industrie. Das Netzwerk von Fatou Ouedraogoe, die Genossinnenschaft, hat mittlerweile mehrere tausend Mitglieder. Die Frauen, die vorher alle Analphabetinnen gewesen waren, betreiben seit einiger Zeit einen Internet-Newsletter und sind vernetzt mit der globalen Welt. Sie haben einen europäischen Partner, der ihnen bei der Fair Trade Zertifizierung und beim Zugang zum internationalen Fair Trade Markt hilft. Dadurch ist es gelungen, das Einkommen der Frauen von einem Dollar pro Tag, - 1,25 Dollar am Tag gilt für die Weltbank als Grenze der "extremen Armut" - innerhalb von wenigen Jahren zu vervierfachen. Bildung, faire Handelsbedingungen und tragfähige soziale Netzwerke machen es möglich, dass Menschen selbst aus aussichtslos erscheinenden Lebensumständen dazu gelangen können, ihr tägliches Brot für sich und ihre Familien zu erwirtschaften. Fatou Ouedraogoe wird nicht daran denken, ihr Land zu verlassen und irgendwohin, womöglich nach Europa oder sonst wo in den reichen Norden, zu gehen.

Es ließe sich viele solcher Projekte nennen. Die Aktion "Brot für die Welt", die die evangelische Kirche in diesem Herbst in Österreich beginnt, unterstützt solche Projekte in aller Welt. Das globale Netz der Kirchen und die Zusammenarbeit mit professionellen Partnern und Partnerinnen stellen sicher, dass das Spendengeld denen zugutekommt, für die es gedacht ist. Zum Beispiel eben Fatou Ouedraogoe und ihren Genossinnen. Ich meine, so ein Beispiel soll Schule machen.

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Titel: GFT 111103 Gedanken für den Tag / Michael Bünker
Länge: 03:49 min

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