Gedanken für den Tag

24. November 2011, 06:56

"Die Flamme umso lebendiger brennen zu lassen, in dem Maße, wie die Zeit, die noch bleibt, vergeht", rät Papst Johannes XXIII. in Bezug auf das Älterwerden. In Freude und Würde altern - ein oft geäußerter Wunsch in der heutigen Zeit. Doch wie kann es gelingen? Ausgehend von Tagebüchern und zahlreichen Briefen von Papst Johannes XXIII. spürt der Publizist Hubert Gaisbauer dieser eindrucksvollen Persönlichkeit mit großem Einfühlungsvermögen nach. In kurzen Episoden werden abseits von Klischees Ausstrahlung und Charme des "Konzilpapstes" spürbar, gerade dort, wo Johannes XXIII. gelassen und klug Gedanken zum Älterwerden formuliert. Der beliebte und vielseits geschätzte Papst wurde vor 130 Jahren, am 25. November 1881, geboren.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Kein anderer Text von Johannes XXIII. hat so weite Verbreitung gefunden wie die so genannten "10 Gebote der Gelassenheit". Solo per oggi - Nur für heute.  

Zum Beispiel: "Nur für heute will ich mir ein genaues Programm vornehmen. Auch wenn ich mich nicht daran halten werde - ich werde den Tag planen. Ich werde mich besonders vor zwei Übeln hüten: Vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit."

Oder: "Nur für heute werde ich fest glauben - selbst, wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt."

Einmal empfiehlt er einer seiner Nichten - die junge Frau befand sich in einer Krise - immer "eins nach dem anderen zu tun, aber gut, mit Aufmerksamkeit, vor allem mit großer Ruhe." Und er fügt an: "Für gewöhnlich kommen wir Roncallis etwas mühsam an unser Ziel. Aber wir kommen an." Und einem Neffen, der es auch nicht leicht hatte, legt er dringend nahe, einfach "von einem Tag zum andern zu leben". Und stellt ihm die göttliche Vorsehung als Begleiterin vor, mit der wir auf unserem Weg gewissermaßen eingehängt "Arm in Arm" gehen sollen, "ohne ihr immer vorauseilen zu wollen."

Sein Vertrauen in die besondere Gnade oder Chance jedes einzelnen Tages, jedes einzelnen Augenblicks, war auch ein Rezept gegen Pessimismus und Ängstlichkeit. "Weitaus besser ist es", sagte er, "das Leben im täglichen Vorsatz zu veredeln, solange wir die Kraft zum beharrlichen Wirken besitzen, anstatt es mit Klageliedern über vergangene Zeiten oder über mehr oder weniger ferne Gewitterdrohungen verkümmern zu lassen."

Service

Buch, Hubert Gaisbauer, Ruhig und froh lebe ich weiter. Älter werden mit Johannes XXIII. Wiener Domverlag

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