Die Hörspiel-Galerie

In memoriam Werner Kofler.
"Stadttheater. Tanzcafé Treblinka, geschlossene Vorstellung". Von Werner Kofler. Mit Walter Schmidinger und Fritz Karl. Regie: Robert Matejka

A und B - ein Älterer, ein Jüngerer. Der eine sehr "erfahren" Geschichte referierend. Der andere abweisend, ahnungslos (?), provozierend zu einer absurd-entlarvenden Umkehr der Beweislast, Beweisführung:

"So kann das nicht weitergehen. Wie soll ich Ihnen Geschichte nahe bringen, wenn Sie in solcher Unkenntnis verharren? Wenn schon nicht Totenkopfverbände, dann zumindest Lebensborn ... - Sie können doch nicht von allem nichts gehört haben! Nichts gehört, nichts gewusst, wie wenn man das nicht kennte! Wie steht es mit dem Reichssicherheitshauptamt, SD ... (Wutanfall) - Bitte? Nein, nicht Selbstdarstellung! Sicherheitsdienst, SD ..."

("Tanzcafé Treblinka" ist eine Anspielung auf das Tanzcafé Lerch in Klagenfurt, dem
ehemaligen, über die Grenzen Klagenfurts hinaus bekannten Café (dort hat etwa Udo Jürgens seine Karriere gestartet). Ernst Lerch, der Besitzer, war Adjutant von Odilo Globocnik in Lublin bei der "Aktion Reinhard", der Judenvernichtung in Polen.)

"Nicht zu unrecht wird in diesem Stück Koflers "Pädagogik der Destruktion" (Fian) zu einer Didaktik des Schreckens erweitert: Aussage und Kommentar tauschen unbemerkt Plätze, die Sinnverstreuung, das Versprengte und Bruchstückhafte fördern eine beklemmende Dichte hervor. Genozid und Mnemozid sind Verwandte, Angehörige der gleichen Familienbande. Das betonende Nachziehen der Spuren zahlloser Taten wird zu einer Form von Besichtigung mentaler Trümmerlandschaften. Der Sturm, der diese Verwüstungen verursacht hat, scheint sich nicht legen zu wollen. Kofler erinnert uns daran, ermahnt uns mit dieser erneuten Unterbrechung eines Schlummers der verheerenden, mildernden Demenz" (Thomas Ballhausen in "Kolik", 15).

Sendereihe