Radiogeschichten

I. "Ein Brief an Gott". Von Gregorio Lopez y Fuentes. Aus dem Spanischen von Ulla H. de Herrera. und
II. "Die Geschichte vom Brief und der Analphabetin". Von Michail Sostschenko. Aus dem Russischen von Ilse Mirus. Es liest Wolfram Berger. Gestaltung: Stefanie Zussner

Der einfache Bauer Lencho hält an alten Bräuchen fest und verfügt über ein unerschütterliches Gottvertrauen. Auch als Hagelschlag die gesamte Ernte vernichtet, verliert er nicht seinen Glauben daran, dass Gott niemanden verhungern lässt. Er schreibt einen Brief, den er selbst ins Dorf bringen will, um ihn einzuwerfen. Adressiert ist Lenchos Brief an Gott.

In der zweiten Geschichte lässt sich Pelageja durch nichts dazu bewegen, lesen und schreiben zu lernen. Ihr Mann bringt eine Fibel zum Selbstunterricht ins Haus, doch sie verräumt das Buch. Erst als sie zufällig in der Jackentasche ihres Mannes einen Brief findet, ändert sich alles. Dieser leicht parfümierte Brief, mit zierlichen Buchstaben geschrieben und an ihren Mann adressiert, kränkt und ärgert Pelageja. Zum ersten Mal im Leben bedauert sie, dass sie nicht lesen kann ...

Der mexikanische Schriftsteller und Journalist Gregorio López y Fuentes (1897-1966) war einer der Chronisten der mexikanischen Revolution. Er begann im Alter von 15 Jahren zu schreiben, viele seine Bücher handeln von der Revolution. Für seinen Roman "El Indio" erhielt er 1935 den Nationalpreis von Mexiko. López y Fuentes unterrichtete Literatur und schrieb, meist unter dem Pseudonym Tulio F. Peseenz, für die Zeitung "El Universal".

Michail Sostschenko (1895-1958), "der Mann, der niemals lachte", ist weltweit einer der meistgelesenen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts. Sostschenko hatte ein bewegtes Leben: Er kämpfte in der zaristischen, dann in der Roten Armee, und schlug sich mit den abenteuerlichsten Berufen durch, bis er zur Literatur kam. Zu seinem bedeutendsten Werk gehört das 1935 erschienene "Himmelblaubuch".

Nach Erscheinen des "Himmelblaubuches" konnte Sostschenko nur noch Feuilletonartikel und Kindergeschichten veröffentlichen. Trotz einer Diffamierungskampagne überlebte er den Terror Stalins und wurde nach Stalins Tod im Jahre 1953 rehabilitiert und wieder in den Schriftstellerverband aufgenommen. Zwei Jahre vor Sostschenkos Tod konnte ein Auswahlband seiner Werke erscheinen.

Service

Gregorio Lopez y Fuentes, "Ein Brief an Gott" und Michail Sostschenko, "Die Geschichte vom Brief und der Analphabetin" aus: "Wartezeit. 5-Minuten-Geschichten der Weltliteratur", Edition Büchergilde 2010

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