Radiokolleg - Zur Philosophie des Sparens

(2). Gestaltung: Sabine Nikolay

"Wer gut wirtschaften will, sollte nur die Hälfte seiner Einnahmen ausgeben, wenn er reich werden will, sogar nur ein Drittel", sagte der englische Philosoph Francis Bacon schon im 16. Jahrhundert. Diese Ansicht war auch nach dem 2. Weltkrieg sehr populär. Und so warben die Banken mit dem fröhlichen Sparefroh, um jenen "Notgroschen", den sich viele Menschen zurückgelegt hatten, aus Sparstrümpfen und Sparschweinen in gewinnbringendes Kapital zu verwandeln. Die Zinsen sollten den Einzahlern helfen, sich später mit dem dieserart angereicherten Ersparten ein paar Wünsche zu erfüllen. Doch: "Sparsamkeit ist die Lieblingsregel aller halblebendigen Menschen", meinte der Multimillionär Henry Ford.

"Sparen" hat eine doppelte Bedeutung: einerseits "erspart" man sich zum Beispiel eine schwierige Aufgabe oder eine anstrengende Arbeit und erleichtert sich damit sein Leben. Oder man spart im Sinne Bacons "für später" und verzichtet damit auf Luxus in der Gegenwart im Hinblick auf ein glamouröseres Leben in der Zukunft - von der man allerdings nie sicher sein kann, ob man sie auch erleben wird. In diesem Sinne hat Henry Ford Recht. Doch dies sind individualistische Positionen.

Im Gemeinwesen erscheint das Sparen in Form eines Danaergeschenks: als Sparpaket. Pakete sind normalerweise mit Gütern gefüllt, sie zu öffnen ist spannend und macht Spaß. Das "Sparpaket" ist jedoch eine Metapher für das Gegenteil. Es bedeutet nicht nur, dass man nichts bekommt, sondern vielmehr, dass man auch noch einiges hergeben muss.

"Sparen" bedeutet im Althochdeutschen ursprünglich (wie das Englische "to spare") "bewahren", "unversehrt erhalten", "schonen". Erst im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der Begriff im Deutschen zu "für später zurücklegen", "nicht gebrauchen", "weniger ausgeben". Im Englischen steht dafür allerdings das Verb "to save", das ins Deutsche mit "retten" übersetzt wird. Etwas zu retten bedeutet aber nicht notwendigerweise, ihm alle Ressourcen zu entziehen sondern, bedarf oft des Gegenteils: mehr Unterstützung und Hilfe, kluge Vernetzung und vor allem die Weitergabe von Know How, die schließlich zur Rettung führen.

Das Radiokolleg beleuchtet die Geschichte des "Sparens" und untersucht philosophische, religiöse, politische und ökonomische Hintergründe, Motive und Positionen.

Service

Markus Marterbauer, Zahlen bitte! Die Kosten der Krise tragen wir alle. Deuticke 2012

Tomás Sedlácek, Die Ökonomie von Gut und Böse. Mit einem Vorwort von Václav Havel. Hanser 2012

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