Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Das Leiden an der Kultur. Schmerz in der Kultur- und Literaturtheorie. Gestaltung: Ulrike Schmitzer

"Von drei Seiten droht das Leiden, vom eigenen Körper her, der, zu Verfall und Auflösung bestimmt, sogar Schmerz und Angst als Warnungssignale nicht entbehren kann, von der Außenwelt, die mit übermächtigen, unerbittlichen, zerstörenden Kräften gegen uns wüten kann, und endlich aus den Beziehungen zu anderen Menschen. Das Leiden, das aus dieser Quelle stammt, empfinden wir vielleicht schmerzlicher als jedes andere; wir sind geneigt, es als eine gewissermaßen überflüssige Zutat anzusehen, obwohl es nicht weniger schicksalsmäßig unabwendbar sein dürfte als das Leiden anderer Herkunft." (Sigmund Freud 1930 in "Das Unbehagen in der Kultur").

Die Kultur- und Literaturgeschichte des Abendlands ist geprägt von Versuchen, das Leiden des Einzelnen kulturell produktiv zu machen. Wie kann körperlicher und seelischer Schmerz mit Sinn versehen werden? Welche Opfermythen werden dafür von Religion, Gesellschaft oder Politik in Stellung gebracht? Denn jeder körperliche Schmerz ist zugleich Teil einer kulturellen Tradition, der den Umgang damit prägt. Welches Paradigma herrscht heute? Wie werden Opferlogiken hintertrieben? Wie drängen sich anderen Formen der Lust am Leiden wie Masochismus und Sadismus in den Vordergrund?

Ein Bericht zu einer Tagung des Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften IFK Wien/Kunstuniversität Linz von Ulrike Schmitzer.

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