Radiokolleg - Das Alter - eine Herausforderung

Neue Rollenbilder abseits von Macht und Ohnmacht (2). Gestaltung: Nikolaus Scholz

Viele Menschen nähern sich dem Alter mit Furcht, auch wenn heute - anders als in früheren Epochen - jeder Mensch anders altert. Zu welchem Zeitpunkt wird jemand als alter Mensch gesehen? Diese "Altersschwelle" ist in den letzten Jahrzehnten auf 50+ gestiegen - mit stetig wachsendem Aufwärtstrend. Das gesellschaftliche wie ökonomische Problem dabei: Ältere Erwachsene erscheinen oft als finanzielle Belastung, während junge Menschen als Investition in die Zukunft angesehen werden.

Zwei Begriffe haben sich in diesem Zusammenhang etabliert: "Ageism" - die Altersdiskriminierung, die im Gegensatz zu Sexismus und Rassismus alle Menschen ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht bzw. ihre Hautfarbe betreffen kann und "Gerontokratie" - die Herrschaft der Alten, die ihre Macht und ihren Einfluss in Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen bezeichnet.

Die Herausforderung für die Zukunft wird sein, dass ältere Menschen ihre Rolle in der Gesellschaft neu definieren lernen. Dazu gehört auch, dass die Gesellschaft das kreative Potenzial der Erfahrung bzw. des Weisheitswissen akzeptiert und positiv integriert. So definierte der 2006 verstorbene Entwicklungspsychologe und Altersforscher Paul Baltes die klugen Alten als ein unersetzliches, aber oft nicht respektiertes Humankapital unserer Gesellschaft.

Für die ältere Generation selbst wird die Herausforderung sein, kreativ mit Altersverlusten umzugehen. Wie zum Beispiel der 1982 verstorbene polnische Pianist Arthur Rubinstein, der noch als 80-Jähriger umjubelte Konzerte gab. Sein Rezept war das Prinzip Selektion-Optimierung-Kompensation: Er spielte weniger Stücke (Selektion), übte häufiger (Optimierung) und spielte vor schnellen Passagen extrem langsam: eine Technik, die die langsamen Passagen bedeutungsvoller und die schnellen schneller erscheinen ließ (Kompensation).

Service

INTERVIEWPARTNER/INNEN:
Nora Aschacher, Mitbegründerin von "Alterskulturen"
Franz Böhmer, Geriater (Gesellschaft f. Geriatrie und Gerontologie)
Günter Koch, Wissensökonom
Franz Kolland, Soziologe (Universität Wien)
Ilse Kryspin-Exner, Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin (Universität Wien) Roberta Maierhofer, Kulturwissenschafterin (UNI Graz)
Leopold Rosenmayr, Soziologe und Alternsforscher
Georg Ruppe, Mediziner (ÖPIA)
Ursula M. Staudinger, Psychologin und Alternsforscherin (Jacobs Center on Lifelong Learning, Bremen)
Clemens Tesch-Römer, Psychologe (Dt. Zentrum für Altersfragen, Berlin)

LITERATUR:
Leopold Rosenmayr, Im Alter noch einmal Leben , LIT Verlag
Leopold Rosenmayr, Schöpferisch Altern, LIT Verlag)
Leopold Rosenmayr und Franz Böhmer (Hg.) Hoffnung Alter, WUV Universitätsverlag

LINKS:
Wertarbeit
Execupery
OEPIA
Alterskulturen
Jacobs University
Büro gegen Altersdiskriminierung

Sendereihe