Grabung in Ephesos

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Science Arena

130 Jahre österreichische Grabung in Ephesos

Die Science Arena begibt sich in die Ruinen der antiken Metropole Ephesos und sendet von dort ein spannendes Gespräch mit dem Grabungsleiter Martin Steskal, dem Archäologen Michael Kerschner und der Juristin und Expertin für Kulturgüterschutz Suzan Topal-Gökceli - direkt am Ort des Geschehens.

Alles begann mit Dilettantismus. Nein, das ist nicht abwertend gemeint, denn ohne neugierige Amateure gäbe es heute keine Archäologie. „Society of dilettanti“ hieß die erste, 1732 von reichen englischen Dandys errichtete Gesellschaft, die systematisch die Antikenforschung in Italien und Griechenland förderte. Schon diese Selbstbezeichnung sagt einiges über das Wesen der frühen Archäologie aus. Lange blieb sie von Liebhaberei, Mäzenatentum, Neugier und Abenteurertum, aber auch von Schatzsucherei, Gier und blankem Raub geprägt.

Legendäre Liebhaber und Autodidakten wie Johann Joachim Winckelmann, der Erfinder der „weißen Antike“ (die eine nicht-farbige Kunst suggerierte) und Heinrich Schliemann, dem Kaufmann, der das bronzezeitliche Troja entdeckte, wurden geradezu legendär. Parallel dazu bildete sich aber auch die Archäologie als echte Wissenschaft heraus und damit sind wir bei Gelehrten wie dem Begründer des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI), Otto Benndorf.

Nachdem von der Wiener Obrigkeit grünes Licht gegeben wurde, konnten Benndorf und sein Team 1895 mit der archäologischen Erforschung von Ephesos, in der Antike eine der größten und wichtigsten Städte Kleinasiens an der türkischen Westküste, beginnen. Mit dem Tempel der Artemis beherbergte sie einst eines der klassischen Sieben Weltwunder. Hatten die britischen Archäologen Wood (der Entdecker des Artemis-Tempels) und Hogarth in Auftrag des British Museums wichtige Vorarbeiten geleistet, systematisierte und professionalisierte Benndorf die wissenschaftliche Arbeit. Neuerdings gibt es übrigens wieder eine Kooperation mit dem British Museum.

Grabung in Ephesos

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Ein Langzeitexperiment

Seit nunmehr 130 Jahren ergraben und analysieren österreichische Archäologinnen und Archäologen diese antike Stätte - es ist das Langzeitexperiment des ÖAI. In dieser ausgedehnten Zeitspanne ist die Archäologie zu einer interdisziplinären Wissenschaft mit zahlreichen Seitenzweigen und Ablegern geworden. Auch nationale Grenzen sollten in der Wissenschaft kaum mehr eine Rolle spielen, längst sind türkische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit im Boot. An 60 türkischen Universitäten gibt es archäologische Departments und das Interesse am kulturellen Erbe ist riesengroß, vor allem wieder bei den „Dilettanti“: Nicht umsonst stürmen pro Tag bis zu 3.000 Touristinnen und Touristen aus aller Welt die antiken Schauplätze.

Dabei geht es um weit mehr als bloße Präsentation von archäologischer Wissenschaft, es geht um eine ganze Skala von Gefühlen, die an antiken Stätten entstehen. Durch behutsame Rekonstruktion hindurch ist die Stärke des Originals zu verspüren.

Archäologie weckt Emotionen - Archäologen und Archäologinnen werden bisweilen verdächtigt, über klandestines Geheimwissen zu verfügen. Noch dazu, wo die Heilige Maria angeblich in Ephesos gelebt hat und auch dort verstorben sein soll. Doch auch ganz ohne esoterischen Beigeschmack ist die pure wissenschaftliche Beschäftigung mit Archäologie von einer facettenreichen Faszination umhaust.

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