Radiokolleg - Absolut hören

Musik im Kopf - Talent, Gabe oder Fluch? (2). Gestaltung: Julia Gindl

Einen Klavierton ohne Hilfsmittel benennen. Eine Note frei aus dem Gedächtnis pfeifen oder ohne Stimmgabel ansingen. Eine Geige stimmen und sich dabei nur auf sein Ohr verlassen. Wer diese Fähigkeiten besitzt, dem wird ein absolutes Gehör zugeschrieben.

"Es wird in der musikalischen Erziehung alles getan, um die Entwicklung eines absoluten Tonbewusstseins zu hemmen, und so gut wie nichts, um es anzuerziehen", schreibt 1901 Otto Abraham, einer der ersten Forscher auf dem Gebiet des absoluten Tonbewusstseins.

Ob das absolute Gehör aktiv erlernt werden kann oder vererbt wird, darüber sind sich Wissenschafter nicht einig. Bestimmte Hirnstrukturen bei Absoluthörern weisen darauf hin, dass die Fähigkeit genetisch bedingt ist, eine musikalische Ausbildung jedoch notwendig ist, um das absolute Gehör zu entwickeln. Andere Studien zeigen, dass Kinder bis zu einem Alter von sieben oder acht Jahren ein absolutes Gehör entwickeln können. Stark verbreitet ist das absolute Gehör unter Musikern, die eine Tonsprache sprechen: Ihr Ohr ist besonders geschult, da die Bedeutung eines Wortes von der Tonhöhe abhängt.

Wie hören und empfinden Menschen mit absolutem Gehör Musik? Ist absolut Hören erstrebenswert? Warum ist das "Gis" so schwierig zu bestimmen? Wie beeinflusst das erbarmungslose Hören den Job als Musiker? Und welchen unliebsamen Klängen und Dissonanzen sind Absoluthörer im Alltag ausgeliefert?

Julia Gindl spricht mit Absoluthörern, Berufsmusikern, Musikwissenschaftern und einem Klavierstimmer, der absolut froh ist, dass er nicht absolut hört.

Service

Christoph Drösser: Hast du Töne. Warum wir alle musikalisch sind. Rowohlt Verlag, Hamburg, 2009.
Daniel Levitin und Susan Rogers: Absolute Pitch: perception, coding and controversies in: Trends in Cognitive Sciences, Vol.9 No.1, Jänner 2005.
Manfred Spitzer: Musik im Kopf. Schattauer Verlag, Stuttgart, 2009.
Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. Über Musik und Gehirn. Rowohlt, Hamburg, 2011.
Oliver Vitouch: Absolutes Gehör, in: Allgemeine Musikpsychologie (Hrsg): Thomas Stoffer und Rolf Oerter. Hogrefe Verlag, 2005.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Volksweise
Titel: Kommt ein Vogel geflogen
Solist/Solistin: Pauline Falkner /Gitarre und Ges.
Länge: 00:25 min
Label: Fisch Records # 002

Komponist/Komponistin: Franz Schubert
Gesamttitel: Impromptus für Klavier DV 899 op.90 Nr.1 - 4
Titel: Impromptu für Klavier in Ges-Dur op.90 Nr.3 DV 899 : Andante
Solist/Solistin: Rudolf Buchbinder /Klavier
Länge: 01:10 min
Label: EMI CDC 7499812

Komponist/Komponistin: Franz Schubert
Album: Welte Mignon 1905 : Berühmte Pianisten der Jahrhundertwende spielen Beethoven und Schubert
Titel: Impromptu für Klavier in G-Dur op.90 Nr.3 DV 899
Solist/Solistin: Eugene d' Albert /Klavier
Ausführender/Ausführende: Welte Mignon
Länge: 00:30 min
Label: Teldec 8.43929 ZS

Komponist/Komponistin: Herwig Reiter
Vorlage: Bibel NT, 1.Korinther 13, 1 - 8
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Martin Luther
Gesamttitel: HERWIG REITER - CHORWERKE II
Titel: Über die Liebe - für gemischten Chor und Violine
Textanfang: Wenn ich mit Menschen und Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönender Erz oder eine klingende Schelle
Chor: Concentus Vocalis
Choreinstudierung: Herbert Böck
Solist/Solistin: Klara Flieder /Violine
Länge: 00:50 min
Label: ORF Radio Österreich 1 CD 492

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