Radiokolleg - Das Londoner East End

Olympische Gegensätze im Osten der Metropole (1). Gestaltung: Ina Zwerger

"A new city is rising in East London for the London 2012 Olympic Games", so wurde das Treiben hinter den kilometerlangen blauen Zäunen offiziell beworben. Im Londoner Osten, wo bis vor kurzem die größte Baustelle Europas war, brennt ab 27. Juli das Olympische Feuer. Das Land auf dem der "Olympic Park" errichtet wurde, gehört zu den Stadtteilen Stratford, Bow, Leyton und Homerton, den wirtschaftlich ärmsten der Metropole.
Versprochen wurde, dass die Investitionen in Milliardenhöhe der lokalen Bevölkerung zigtausende Jobs, günstige Wohnungen und neue Perspektiven bringen. Doch diese Hoffnungen sind bei vielen erloschen, die Wohnungspreise überhitzt, lokale Geschäfte wurden abgesiedelt oder sind von selbst dem Druck gewichen. Was die Spiele außer architektonisch spektakulären Mega-Bauten und einer riesigen Shopping-Mall hinterlassen werden, darüber macht sich mittlerweile auch eine BBC-Comedy-Serie Sorgen.

Das von Medien gerne als Brachland oder Müllhalde titulierte Olympia-Gelände, war sehr wohl besiedelt - auch von Gewerbeflächen und Industrieanlagen. Es grenzt an weitläufige Sumpfgebiete, sensible Fluss- und Kanalsysteme, die neben Artenreichtum auch eine der "grünen Lungen" der Stadt sind. Bürgerinitiativen versuchen die "Hackney Marshes" vor weiterer Privatisierung und Zerstörung zu schützen. Das Londoner East End ist bekannt für den widerständigen Spirit der ansässigen "working class", den so genannten Cockneys.

Geografisch beginnt das "East End" östlich der so genannten "City of London", dem historischen Stadtkern und erstreckt sich entlang des nördlichen Themseufers. Auch der "River Lea" wird als natürliche Grenzziehung gesehen. Dort wo heute die Bürotürme von "Canary Wharf" in die Höhe ragen, lag einst der größte Hafen Europas und damit frühe Industrieanlagen. Viele der traditionellen "Warehouses" werden von Künstlern genutzt oder sind längst hochpreisige Immobilienobjekte, die von Angestellten der Londoner Finanzhochburgen gekauft werden. Die an die wichtigsten Finanz- und Medienzentren Europas angrenzenden traditionellen Arbeiter- und Einwandererviertel zählen nach wie vor zu den ärmsten Gegenden Westeuropas. Darüber kann auch das kreative Business, mit seinen Design-Studios, Galerien und Bars in Shoreditch, Spitalfields und neuerdings Dalston nicht hinwegtäuschen.

Ina Zwerger schaut hinter die Werbebilder der Olympischen Spiele und berichtet von der bewegten Geschichte und Gegenwart des Londoner East End. Hier wo einst "Jack the Ripper" sein Unwesen trieb, wurden auch die ersten Waisenhäuser und die Heilsarmee gegründet und progressive Ideen, wie die Gewerkschaftsbewegung, stießen schon früh auf fruchtbaren Boden. Vom Finanzzentrum der "City of London" führt ihr Weg durch die multikulturelle "Brick Lane", zur größten Moschee in Whitechapel und von dort geht es weiter nach Hackney, wo im Vorjahr während der "riots" Häuser und Autos brannten und der vom olympischen Wettstreit profitieren möchte.

Service

East End Chronicles (Hardcover) by Glinert (Editor) Publisher: Gardners Books (May 31, 2005)

Lights Out for the Territory: 9 Excursions in the Secret History of London (Paperback) by Iain Sinclair Paperback: 386 pages Publisher: Granta Books (October 1998) Language: English

Ghost Milk: Calling Time on the Grand Project by Iain Sinclair Publisher: Hamish Hamilton (April 1, 2012) Language: English

London Orbital: A Walk Around the M25 (Hardcover) by Iain Sinclair, Dave McKean (Illustrator) Hardcover: 400 pages Publisher: Granta Books (October 2002) Language: English

London: The Biography von Peter Ackroyd Sprache: Englisch Taschenbuch - 848 Seiten - Anchor Books Erscheinungsdatum: April 2003 Auflage: Reprint

Brick Lane von Monica Ali Sprache: Deutsch Broschiert - 543 Seiten - Droemer/Knaur
Erscheinungsdatum: Juli 2005

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