Gedanken für den Tag

Von Barbara Stromberger. "Über den Tod hinaus" - Zum 50. Todestag von Hermann Hesse. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

"Alle Kunst entsteht aus Angst vor dem Tod", hat der deutsche Schriftsteller Hermann Hesse, dessen Todestag sich am 9. August zum 50. Mal jährt, einmal gesagt. Das Ziel, etwas zu schaffen, das über den eigenen Tod hinaus bleibt, hat Hesse erreicht, ist die Autorin Barbara Stromberger überzeugt. Sein Menschenbild, seine Humanität und Toleranz, seine Aufrufe gegen Gewalt, wie auch seine Kritik an der modernen Entwicklung von Gesellschaft und Kultur und seine Vision von einer globalen Wissens- und Wertegemeinschaft, all diese brisanten Themen haben durch die digitale Revolution neue Aktualität gewonnen. So behielt der deutsche Schriftsteller und Maler "Bleiberecht".

Hermann Hesses Bücher habe ich bei keiner Übersiedlung zurückgelassen, und sie sind auch nicht bei - manchmal nötigen - Regal-Lichtungsaktionen entsorgt worden.
Mit einem Abstand von 30, 40 Jahren wieder den "Steppenwolf" oder "Das Glasperlenspiel" zu lesen, war zu meinem Erstaunen aber, als hätte ich den Autor völlig neu entdeckt. Wahrscheinlich habe ich mich selber in meiner mittlerweile hoffentlich erfolgten Entwicklung neu erlebt, habe die von ihm vermittelten Botschaften also mit den Antennen meines Istzustandes aufgenommen.
Diese Erfahrung zu machen lohnte sich in diesem Fall besonders, denn Hermann Hesse wird nicht unmodern und hat es, wie ich denke, geschafft, universelle, immer gültige Werte zu vermitteln. Nicht von ungefähr nehmen Künstler der Jetztzeit, wie zum Beispiel die Rockpoeten Udo Lindenberg und Patti Smith, Hesse-Texte in ihre Programme auf.
Lindenbergs Aussage: "Bei Hermann Hesse fühle ich mich am zuhausesten", die kann ich also gut nachvollziehen.
Und die Rock-Ikone Patti Smith bekennt verehrend und bewundernd: "Sollte ich fünf Bücher mit auf die Insel nehmen, eines davon wäre "Das Glasperlenspiel".

Nächste Woche, am 9.August jährt sich der Todestag des Schriftstellers zum 50sten Mal. Der Literatur-Nobelpreisträger ist 1962 im Alter von 85 Jahren in Montagnola im schweizerischen Tessin gestorben, zählt aber heute noch zu den meistübersetzten und meistgelesenen deutschen Autoren.
Mit seinem Credo "Menschlich statt heldisch" ist Hesse nach den beiden Weltkriegen besonders für die jüngere Generation zum Bestärker ihrer geistigen, aber auch moralischen Neuorientierung geworden. Manche der Literaturkritiker schimpften ihn einen Kitschisten, aber das hielt Hesse nicht davon ab, Sätze wie diesen zu postulieren: "Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht".

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Titel: GFT 120730 Gedanken für den Tag / Barbara Stromberger
Länge: 03:49 min

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