Radiokolleg - Der Vater der Beat-Generation

30. Juli 2012, 09:45

Als am 2. August 1997 William S. Burroughs im Alter von 83 Jahren starb, verstummte wohl eine der prägnantesten Stimmen der Nachkriegs Avantgarde. 1914 in ein reiches Elternhaus geboren, deutete alles auf eine anständige Karriere des jungen William Seward Burroughs hin. 1936 schloss er sein Studium in Havard ab, aber anstatt eine bürgerliche Existenz aufzubauen, reiste er durch Europa. Auch in Wien machte er Station, wo er mit Vorliebe die Schwulensaunen besuchte.

Während des Zweiten Weltkriegs hatte Burroughs in New York engen Kontakt mit Jack Kerouac und Allen Ginsberg. Während diese aber in den 1950er Jahren als beatniks zu Weltruhm gelangten, blieb Burroughs im Verborgenen. Und wurde mehr und mehr zur Legende. 1951 erschoss er seine Frau in Mexiko während eines "Willhelm Tell" Spiels. 1953 ging er nach Tangier - dort gab es billige Drogen und billige Jungs.

Vor allem mit seinen Romanen wie "Naked Lunch" oder "The Soft Machine" wurde Burroughs zu einem wichtigen Einfluss für andere Künstler. Seine literarische Cut-Up Methode, bei der Manuskriptseiten in kleine Zettel zerschnitten und ohne genauen Plan neu angeordnet wurden, transponierte er auch auf das Feld der Musik. In den 1950er und 1960er Jahren experimentierte Burroughs mit Tonbändern. Er nahm alles Mögliche auf, zerschnippelte die Bänder und setzte sie neu zusammen. In der Hoffnung, mit zwei Kassettenrekordern die Welt verändern zu können.

Burroughs war auch ein wichtiger Referenzpunkt der Popmusik. Er arbeitete unter anderem mit Kurt Cobain von Nirvana zusammen, mit Laurie Andersen oder mit Tom Waits. Die englische Industrial Band "Throbbing Gristle" veröffentlichte auf ihrem eigenen Plattenlabel frühe Tonbandexperimente von Burroughs. Die 1966 gegründete Art-Rock Band "The Soft Machine" benannte sich ebenso nach einer Burroughs Geschichte, wie die 1979 ins Leben gerufene Avantgardband "23 Skidoo" oder die seit 1991 aktive österreichische Gruppe "Naked Lunch".

Service

KUNSTHALLE wien (Hrsg.), Colin Fallows (Hrsg.), Synne Genzmer (Hrsg.), Cut-Ups, Cut-Ins, Cut-Outs: The Art of William S. Burroughs, Verlag für Moderne Kunst, Ausstellungskatalog KUNSTHALLE wien 2012

Barry Miles, William S. Burroughs, Dt. von Udo und Esther Breger, Ullstein Verlag 1998

Steven Watson, Die Beat Generation, Dt. von Bernhard Schmid, Hannibal Verlag 1997

Charles Neal, Tape Delay, Verlag S.A.F Books 1987

William S. Burroughs, Der Job - Gespräch mit Daniel Odier, Dt. von Hans Herrmann, Ullstein Verlag 1986


CD: William S. Burroughs: Real English Tea Made Here, 3 CD Box - with original Tape Cut Ups made in Tangier and New York, Herausgegeben von Colin Fallows und Barry Miles, ARECD301, Audio Research Editions 2007

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