Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Warum es immer weniger wirksame Antibiotika
2. "Gefährliches Verstehen-Wollen"
3. Erde durchquert den Schwarm der Leoniden
4. Buch: Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei

Redaktion: Sabrina Adlbrecht

1. Warum es immer weniger wirksame Antibiotika gibt

Im Jahr 1942, vor 70 Jahren also, wurde der erste Patient mit Penicillin behandelt. Mit dem Penicillin begann der Siegeszug der Antibiotika. Heute sinkt die Zahl der wirksamen Antibiotika. Resistenzen, also die Widerstandfähigkeit von Bakterien gegen antibiotisch aktive Substanzen, sind aber nur ein Grund dafür. Ein anderer ist, dass Pharmafirmen zu wenig intensiv an der Entwicklung neuer Wirkstoffe arbeiten. Belege dafür hat der Medizinhistoriker Christoph Gradmann von der Universität Oslo zusammentragen. Und es gibt auch eine Erklärung für das mangelnde Interesse der Industrie an der Entwicklung neuer Antibiotika: die Gewinnmargen sind gering wie Maria Mayer berichtet.


2. "Gefährliches Verstehen-Wollen"

Der SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, einer der Hauptor-ganisatoren der Deportation und Ermordung von Juden und Jüdinnen während der NS-Zeit, wurde 1960 von israelischen Agenten aus Argentinien entführt, in Israel vor Gericht gestellt, zum Tod verurteilt und 1962 hingerichtet. Eichmann hatte sich in seinem international großes Aufsehen erregenden Prozess auf Befehlsgehorsam berufen und seine Taten mit dem Fahneneid erklärt. Zahlreiche Prozessberichterstatter, unter ihnen die Publizistin Hannah Arendt, sprachen von seiner "empörenden Dummheit". Die Philosophin und Historikerin Bettina Stangneth hinterfragt die Legende vom "Schreibtischtäter" und "Mitläufer". Anhand lange verschollener Dokumente entlarvt sie Eichmanns Lügen während der Gerichtsverhandlung und analysiert seine Inszenierung als unpolitischer Opportunist. Im Rahmen der Simon Wiesenthal Lectures sprach sie gestern in Wien über "Gefährliches Verstehen-Wollen. Adolf Eichmanns Wissen über Urteilskraft und Manipulation." Ein Beitrag von Marlene Nowotny.


3. Erde durchquert den Schwarm der Leoniden

Die Erkenntnisse der Kosmologen, sie übersteigen bisweilen - im wahrsten Sinne des Wortes - den Horizont von uns Normalbürgern. Da geht es um Lichtgeschwindigkeiten, um Schwarze Löcher und den Urknall - Begriffe, bei denen einem schnell schwindelig wird. Doch ein Ereignis am Sternenhimmel gibt es, für das sich so ziemlich jeder begeistern kann, vom Kind bis zum Senior: Sternschnuppen. Denn dann darf man sich bekanntlich was wün-schen. An diesem Wochenende ist es wieder einmal so weit. Was da genau am Firmament passiert - und ob das mit dem Wünschen seine Berechtigung hat, erklärt Guido Meyer.


4. Buch: Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei

Ein neues Buch der Wiener Mittelalter-Germanistin Christa Tuczay beschäftigt sich mit der Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei und zwar wissenschaftlich und abseits knalliger Spekulationen. Dabei wird deutlich, wie sehr Hellse-hen und Wahrsagerei zum Alltag der Menschen im europäischen Mittelalter gehört haben, und vielleicht sogar auch heute noch gehören. Ein Beitrag von Martin Haidinger.

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Literaturtipps:

Bettina Stangneth: "Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders." Arche Verlag.

Christa Tuczay: "Kulturgeschichte der mittelalterlichen Wahrsagerei". Verlag de Gruyter.

Wiener Wiesenthal-Instituts für Holocaust-Studien

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