Gedanken für den Tag

16. Jänner 2013, 06:56

Tiere und Menschen handeln im Hinblick auf Zukunft. Sie sorgen vor. Das Eichhörnchen versteckt Nüsse. Auch die Menschen sammeln Vorräte. Doch beim Menschen kann die Sorge manchmal so weit gehen, dass sie sein ganzes Denken und Handeln prägt. Sie sitzt in seinem Leben, wie der Rost im Eisen, wie die Motte in der Wolle. Sie frisst die Freude am Gegenwärtigen auf. Würde eine Sängerin von der Angst gequält werden, es könnte die Stimme im nächsten Augenblick versagen - brächte sie noch einen Ton hervor? Es gibt eine Sorge, die das Leben zur Geisel nimmt.

Warum muss aus der Sorge so ein Ungeheuer werden? Und wer sagt uns, dass es morgen aus ist? Wer ausschließlich um sich selbst besorgt ist, landet notgedrungen in den Fängen der zersetzenden Sorge. Wer sich aber um sich selber nicht solche Sorgen macht, wer sich vor allem um andere sorgt, bei dem sieht es anders aus. Die Sängerin singt ja nicht für sich selbst, sie singt für andere. Das Singen für andere befreit sie, die anderen nehmen ihr die Angst. Der Blick auf die anderen verwandelt das Leben.

Ich kann mich nicht selber aus der Angst um mich befreien. Ich bin dazu auf andere angewiesen. Das können Menschen sein, die mir begegnen und mich aus meiner Versponnenheit in eigene Sorgen und Nöte herauslocken. Das kann ein großer alter Text sein wie der des Evangeliums, oder ein Gedicht.

Mit ihnen entdecke ich, dass ich Tag für Tag der Beschenkte bin. Und wenn ich das erkenne, immer tiefer erkenne, wird der Dank für dieses Wunder mein Leben tragen. Ich lasse mich Tag für Tag beschenken, bin im Dank zu Hause und vertraue mich dankbar dem Anderen an.

Service

Buch, Gustav Schörghofer, "danke tausendmal. Wie positives Denken und Dankbarkeit das Leben verändern", Verlag Styria

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