Salzburger Nachtstudio
Miteinander denken, voneinander lernen - Über die Relevanz des Interkulturellen Philosophierens.
Gestaltung: Johannes Kaup
30. Jänner 2013, 21:00
Unsere Welt ist nicht nur auf ökonomischem Gebiet von einer Vorherrschaft des europäisch-amerikanischen Zivilisationsmodells gekennzeichnet. Auch die technologische, politische und kulturelle Dominanz hat(te) schwerwiegende historische Folgen. Vielen Völkern blieb die Teilhabe an Gütern und Lebenschancen vorenthalten. Sie wurden zu Ausgeschlossenen an der Peripherie der Machtzentren. Diese angloamerikanisch-europäische Dominanz ruft in vielen Weltgegenden wie Lateinamerika, Afrika und in der islamischen Welt Widerstand hervor. So ist zum Beispiel der seit den neunziger Jahren erstarkte Islamismus als ein radikaler Versuch verstehbar, eine kulturelle und religiöse Gegenwelt zu konstruieren.
Besonders die Philosophie spielt bei diesem Zentrismus eine wesentliche Rolle. Man denke nur an die Kontroverse um die Begründung und Einforderung der Menschenrechte. Dabei geht es nicht darum, den Menschenrechten universale Geltung abzusprechen. Wohl aber geht es um die Begründungen und die dahinter stehenden Menschenbilder, die sich kulturell unterscheiden und Berücksichtigung finden müssen, um anschlussfähig zu werden. Philosophieren ist eben nicht nur eine kulturelle Tätigkeit. Es findet immer auch in einem kulturellen Kontext statt und ist nicht - wie bisher generell angenommen wurde - auf das abendländische Denken beschränkt. Als Antwort darauf haben sich in den letzten zwanzig Jahren Denkerinnen und Denker aus unterschiedlichen Traditionen gefunden, die sich dem Projekt des "Interkulturellen Philosophierens" verschrieben haben. Sie nehmen philosophische Diskurse aus verschiedenen Kulturen wahr und treten mit ihnen in einem gleichberechtigten Dialog auf Augenhöhe.
Allerdings reicht es nicht bei der Suche nach gemeinsamen ethischen Begründungen, verschiedene Philosophien vergleichend nebeneinander zu stellen. Es braucht auch Methoden und gemeinsame Räume, damit Unterschiede verstanden werden, der Dialog das eigene Selbstverständnis verändert und gemeinsame Positionen entwickelt werden können. Einer der bekanntesten Vertreter "interkultureller Philosophie" ist der österreichische Kulturphilosoph Franz Martin Wimmer. Er hält es für unumgänglich, dass bei der Diskussion über Sachfragen, möglichst viele Denktraditionen einzubeziehen sind.
Service
Interviewpartner/innen:
Franz Martin Wimmer, Philosoph
Hans Schelkshorn, Philosoph
Georg Stenger, Philosoph
Britta Saal, Philosophin
Kai Kresse, Afrikanist
Hakan Gürses, Philosoph
Rolf Elberfeld, Philosoph
Franz Gmainer-Pranzl, Theologe
Tina Ambos. Wirtschaftswissenschaftlerin
Birgit Breninger, Kommunikationswissenschaftlerin
Literatur:
"Interkulturelle Philosophie" - Franz Martin Wimmer. Universitätsverlag Wien.
Perspektiven interkulturellen Philosophierens (Hrsg.) Franz Gmainer-Pranzl und Anke Graneß. Facultas Verlag Wien.
"Die Moderne im interkulturellen Diskurs" (Hrsg.) Hans Schelkshorn und Jameleddine ben Abdeljelil. Velbrück Wissenschaftsverlag.