Gedanken für den Tag
Von Cornelius Hell. "Ahasver, der ewige Rebell" - Zum 100. Geburtstag des deutschen Schriftstellers Stefan Heym. Gestaltung: Alexandra Mantler
11. April 2013, 06:56
"Ich weiß, was ich weiß. Und Gott ist der, der Er ist, und Seine Ordnung ist so voller Widersprüche wie Er selbst." So spricht Stefan Heyms Romanfigur Ahasver. Der gestürzte Engel hat keine hohe Meinung vom Menschen; er wurde schließlich aus Gottes Nähe verbannt, weil er Adam nicht bewundern wollte. Aber er will den Menschen nicht für alles verantwortlich machen. Die Welt ist so, wie Gott sie erschaffen hat
.
Gegen diese Welt will Ahasver Jesus zur Revolution aufstacheln. Stefan Heym schreibt die Bibelszene, in der der Teufel Jesus versucht und ihm die Weltherrschaft anbietet, um: Ahasver will Jesus von seinem gewaltfreien Weg abbringen; er soll die Herrschaft übernehmen und endlich jene gerechte Welt errichten, von deren Verheißungen die Bibel voll ist. Als Jesus sich weigert, verweist Ahasver ihn in einer spontanen Zornesaufwallung von seiner Türschwelle - so kommt die Verfluchung zustande, die Ahasver in der Legendentradition zu einem ewigen Leben auf Erden zwingt.
In zahlreichen literarischen Gestaltungen der Legende ist Ahasver der Andere, der Fremde. Auch bei Stefan Heym. Für die Christen ist er hochinteressant, weil er ja Jesus noch erlebt hat. Aber gleichzeitig ist er gefährlich, kann er doch das Verhalten Jesu mit dem der jetzigen Christen und Kirchenoberen vergleichen. Für die Juden ist er ein Trost in ihrer Verfolgung: Im Deutschland des 16. Jahrhunderts oder im Warschauer Ghetto, wo ihn der Jerusalemer Gelehrte Jochanaan Leuchtentrager kennengelernt hat. Mit dem, was Ahasver sieht und erlebt, ist er ein glaubwürdiger Zeuge für die Widersprüche in der Gottes Schöpfung.
Service
Stefan Heym, Ahasver. Roman. btb Band 73357
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Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Felix Mendelssohn Bartholdy/1809 - 1847
Album: Mendelssohn-Bartholdy: Die Werke für Violoncello und Klavier
Titel: Lied ohne Worte op.109, Andante
Solist/Solistin: Claude Starck /Violoncello
Solist/Solistin: Christoph Eschenbach /Klavier
Länge: 02:20 min
Label: Claves 508604